Aluminium EN AW-5454: Zusammensetzung, Eigenschaften, Zustandsübersicht & Anwendungen
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Umfassender Überblick
EN AW-5454 ist ein Mitglied der 5xxx-Serie der Aluminiumlegierungen, welche durch Magnesium als Hauptlegierungselement definiert ist. Die 5xxx-Familie zeichnet sich durch ihre nicht wärmebehandelbaren, kaltverfestigbaren Gefügestrukturen aus und wird typischerweise für Al–Mg-Zusammensetzungen verwendet, die eine Balance zwischen Festigkeit und Korrosionsbeständigkeit für den Struktureinsatz bieten.
Die Hauptlegierungselemente in EN AW-5454 sind Magnesium (primär), mit kontrollierten Anteilen an Silizium, Eisen, Mangan, Chrom und Spurenelementen wie Titan und Zink. Die Festigkeit dieser Legierung wird hauptsächlich durch Mischkristallverfestigung durch Mg und durch Kaltverfestigung (Verformungshärtung) in den H-Zuständen erreicht; eine Ausscheidungshärtung wie bei Legierungen der Serien 6xxx oder 7xxx erfolgt nicht.
Wesentliche Eigenschaften von EN AW-5454 umfassen die erhöhte spezifische Festigkeit gegenüber reinem Aluminium, sehr gute Korrosionsbeständigkeit in atmosphärischer und maritimer Umgebung, gute Schweißbarkeit mit passenden Zusatzwerkstoffen sowie eine von Zustand und Dicke abhängige mäßige bis gute Kaltumformbarkeit. Typische Anwendungsbereiche für 5454 sind der Schiffbau, Lkw- und Traileraufbauten, Druckbehälter sowie allgemeine Strukturbauteile, bei denen Korrosionsbeständigkeit und moderate Festigkeit gefordert sind.
Ingenieure wählen EN AW-5454 gegenüber anderen Legierungen, wenn eine höhere Festigkeit als bei den Legierungen der 1xxx- und 3xxx-Serie benötigt wird, während die überlegene Korrosionsbeständigkeit im Vergleich zu vielen wärmebehandelbaren Legierungen erhalten bleibt. Es wird gegenüber höher-magnesiumhaltigen 5xxx-Legierungen bevorzugt, wenn ein Kompromiss zwischen Korrosionsverhalten und Kaltverfestigungskapazität erforderlich ist, und gegenüber 6xxx-Legierungen, wenn Schweißbarkeit und das Vermeiden der Ausscheidungshärtung Priorität haben.
Temperzustände
| Temperzustand | Festigkeitsniveau | Dehnung | Umformbarkeit | Schweißbarkeit | Bemerkungen |
|---|---|---|---|---|---|
| O | Gering | Hoch | Ausgezeichnet | Ausgezeichnet | Vollständig weichgeglüht, ideal für Tiefziehen und komplexe Umformungen |
| H111 | Gering–Mittel | Hoch–Mittel | Sehr gut | Ausgezeichnet | Leicht arbeitsgehärtet in eine Richtung; gebräuchlich für Blechware |
| H11 / H12 | Mittel | Mittel | Gut | Ausgezeichnet | Leichte Kaltverfestigung, verbesserte Streckgrenze für Teile mittlerer Dicke |
| H14 | Mittel–Hoch | Gering–Mittel | Mäßig–Gut | Ausgezeichnet | Typische handelsübliche halbharte Zustände für Bleche und dünne Platten |
| H16 | Hoch | Gering | Begrenzt | Ausgezeichnet | Kaltverfestigt zu höherer Festigkeit für steife Strukturtafeln |
| H24 / H32 | Variabel | Variabel | Variabel | Ausgezeichnet | Kombination aus Kaltverfestigung und Teilglühen zur Eigenschaftsoptimierung |
Der Temperzustand beeinflusst maßgeblich das Verhältnis von Festigkeit zu Duktilität. Glühgeglühtes Material (O) bietet maximale Umformbarkeit und Dehnung für Tiefziehvorgänge, während H-Zustände die Streck- und Zugfestigkeit zulasten der Duktilität und Biegbarkeit schrittweise erhöhen.
Für die Fertigungsplanung werden weichere Zustände für Umformungen gewählt und Zustände mit höheren H-Zahlen für endgültige strukturelle Steifigkeit; die Temperauswahl steuert auch das Rückfedern, die Ziehgrenzen und die Empfindlichkeit gegenüber Ermüdungseinleitungen in zyklisch belasteten Bauteilen.
Chemische Zusammensetzung
| Element | Prozentbereich | Bemerkungen |
|---|---|---|
| Si | ≤ 0,40 | Kontrolliert, um nieder-schmelzende interdendritische Phasen zu begrenzen und Duktilität zu erhalten |
| Fe | ≤ 0,40 | Typische Verunreinigung, beeinflusst intermetallische Partikelbildung und Zähigkeit |
| Mn | ≤ 0,50 | Geringe Zusätze helfen, die Kornstruktur zu steuern und Rekristallisation zu hemmen |
| Mg | 2,6 – 3,6 | Hauptverfestigungselement durch Mischkristallbildung; steuert Korrosionsverhalten und Kaltverfestigung |
| Cu | ≤ 0,10 | Niedrig gehalten zur Erhaltung der Korrosionsbeständigkeit und Minimierung der Spannungsrisskorrosionsanfälligkeit (SCC) |
| Zn | ≤ 0,25 | Geringer Anteil zur Vermeidung galvanischer Effekte und erhöhter Festigkeit, die die Korrosionsbeständigkeit beeinträchtigen könnte |
| Cr | ≤ 0,20 | Mikrolegierung zur Steuerung des Kornwachstums sowie zur Verbesserung der Kaltverfestigungs- und Spannungsrisskorrosionsbeständigkeit |
| Ti | ≤ 0,15 | Kornfeiner in Guss- und Schmiedeteilen; geringe Mengen verbessern die Zähigkeit |
| Andere (jeweils) | ≤ 0,05 | Rückstände und Verunreinigungen; Gesamtsumme der anderen begrenzt auf vorgegebene Maxima |
Die Zusammensetzung ist so ausgelegt, dass die Mischkristallverfestigung durch Mg maximiert wird, während Elemente, die schädliche intermetallische Phasen bilden oder die Korrosionsbeständigkeit mindern, begrenzt bleiben. Der Magnesiumgehalt bestimmt Streck- und Zugfestigkeit im Arbeitszustand, während Chrom- und Mangan-Zusätze die Körner verfeinern und die Rekristallisation sowie lokale Korrosion verbessern.
Spurenelemente wie Eisen und Silizium werden kontrolliert, um die Größe und Verteilung intermetallischer Partikel zu reduzieren, die als Initiationsstellen für Lochfraß und Ermüdungsrisse wirken können. Kupfer und Zink bleiben niedrig, um die marine Korrosionsbeständigkeit zu erhalten und das Risiko für Spannungsrisskorrosion zu vermindern.
Mechanische Eigenschaften
Das Zugverhalten von EN AW-5454 ist stark abhängig vom Temper- und Dickenzustand; glühgeglühtes Material zeigt relativ niedrige Streckgrenze und hohe Dehnung, während H-temperierte Werkstoffe durch Kaltverfestigung deutlich höhere Streck- und Zugfestigkeiten erreichen. Die Streckgrenze steigt mit zunehmender H-Zahl deutlich an, und gängige Produktionszustände erlauben Konstrukteuren, einen Kompromiss zwischen Festigkeit und Duktilität für Umform- oder Strukturanwendungen zu wählen.
Die Dehnung im O-Zustand übertrifft typischerweise die für Tiefziehen und komplexe Stanzvorgänge erforderlichen Werte; in mittleren bis hohen H-Zuständen nimmt die Dehnung ab und der Biegeradius muss vergrößert werden. Die Härte folgt dem gleichen Trend wie die Zugfestigkeit und steigt mit zunehmender Kaltverfestigung. Die Ermüdungsfestigkeit ist für 5xxx-Legierungen allgemein gut aufgrund des Fehlens harter, spröder Ausscheidungen, jedoch beeinflussen Oberflächenqualität, Dicke und Temperzustand die Initiierung von Ermüdungsrissen.
Dicke spielt eine wichtige Rolle: Dünnere Bleche können durch Kaltverfestigung zu höheren Festigkeitswerten geführt werden als dickere Platten, und Eigenspannungen in mehrstufigen Umform- oder Schweißprozessen beeinflussen örtliche Streckgrenze und Ermüdungslebensdauer. Konstrukteure sollten Temperzustand, Dicke und Oberflächenzustand bei der Spezifikation ermüdungskritischer Bauteile berücksichtigen.
| Eigenschaft | O/Glühen | Beispielhafter Temper (z. B. H14/H16) | Bemerkungen |
|---|---|---|---|
| Zugfestigkeit | ca. 110–150 MPa | ca. 200–280 MPa | Werte variieren mit Temper und Dicke; kaltverfestigte Zustände weisen deutliche Zuwächse auf |
| Streckgrenze | ca. 40–70 MPa | ca. 130–240 MPa | Streckgrenze steigt stark mit H-Zahl; Rückfedern bei Umformung beachten |
| Dehnung | ca. 18–30 % | ca. 6–15 % | Glühen ermöglicht hohe Duktilität, H-Zustände reduzieren Dehnung und erhöhen Steifigkeit |
| Härte | ca. 25–45 HV | ca. 60–95 HV | Härte korreliert mit Festigkeit; wird als schneller QC-Indikator für Kaltverfestigung genutzt |
Physikalische Eigenschaften
| Eigenschaft | Wert | Bemerkungen |
|---|---|---|
| Dichte | 2,67 g/cm³ | Typisch für gewalzte Al–Mg-Legierungen; wichtig für Masse- und Trägheitsberechnungen |
| Schmelzbereich | ca. 570–650 °C | Der Bereich zwischen Solidus und Liquidus hängt von Nebenbestandteilen ab; hohe Temperaturbelastungen vermeiden |
| Wärmeleitfähigkeit | ~120–150 W/m·K | Niedriger als bei reinem Aluminium wegen Legierung; dennoch sehr gut für Wärmeableitung |
| ~30–40 %IACS | Reduziert gegenüber reinem Aluminium als Kompromiss für verbesserte Festigkeit und Korrosionsbeständigkeit | |
| Spezifische Wärmekapazität | ~0,90 J/g·K (900 J/kg·K) | Typischer Wert für Aluminiumlegierungen zur thermischen Speicherung und transienten Berechnung |
| Wärmeausdehnung | ~23–24 µm/m·K | Typische isotrope Ausdehnung für gewalztes Aluminium; wichtig für Berechnung thermischer Spannungen |
EN AW-5454 behält viele der günstigen physikalischen Eigenschaften von Aluminium bei, wie geringe Dichte und gute Wärmeleitfähigkeit, was es attraktiv macht, wenn geringes Gewicht und Wärmeabfuhr gefordert sind. Wärme- und elektrische Leitfähigkeit sind gegenüber reinem Aluminium durch Mg und andere Lösungsbestandteile reduziert; dies ist bei der Auslegung für thermische oder elektrische Funktionen zu berücksichtigen.
Der Schmelz-/Solidusbereich und die Wärmeausdehnungsdaten beeinflussen die Verarbeitungsgrenzen: Schweiß- und Lötprozesse müssen sorgfältig kontrolliert werden, um Überhitzung zu vermeiden, und die Wärmeausdehnung ist bei Baugruppen aus unterschiedlichen Werkstoffen zur Vermeidung von Verformung oder Spannungskonzentrationen zu berücksichtigen.
Produktformen
| Form | Typische Dicke/Größe | Festigkeitsverhalten | Übliche Härtegrade | Bemerkungen |
|---|---|---|---|---|
| Blech | 0,3 – 6 mm | Reagiert gut auf Kaltwalzen; in vielen H-Härten verfügbar | O, H111, H14, H16 | Die gebräuchlichste Form für Karosseriebleche und Schiffsbeplankungen |
| Platte | 6 – 200+ mm | Niedrigere Kaltverfestigungsrate bei dickeren Abschnitten; dickere Platten werden meist weicher geliefert | O, H32, H111 | Verwendet im Rumpfbau und für strukturelle Komponenten |
| Strangpressprofil | Querschnittsabhängig | Strangpressverformung und anschließende Kaltverfestigung prägen die endgültigen Eigenschaften | O, H111 | Profile für strukturelle Rahmungen und Verstärkungen |
| Rohr | Variabel | Kaltgezogene oder geschweißte Rohre zeigen ähnliche, härtegradabhängige Festigkeiten | O, H14 | Verwendet in Rohrleitungen, Fahrgestellen und leichten Konstruktionen |
| Stange/Rundstahl | Ø wenige mm – 100+ mm | Begrenzte handelsübliche Größen; verhält sich beim Kaltverformen voraussagbar | O, H11 | Verwendet für bearbeitete Bauteile und Beschläge |
Verarbeitungsspezifische Unterschiede zwischen den Formen ergeben sich aus dem thermomechanischen Herstellungsverlauf. Blech und Dünnbleche lassen sich problemlos kalt umformen und erreichen durch Kaltverfestigung höhere Festigkeiten. Platte und dickere Querschnitte sind schwerer kalt zu verarbeiten und werden oft weicher geliefert oder benötigen Nachbehandlungen, um die geforderten mechanischen Eigenschaften zu erreichen.
Strangpressprofile und Rohre weisen ausgerichtete Kornstrukturen und Richtungseigenschaften (Anisotropie) auf, was bei Ermüdungsbelastung und richtungsabhängigen Umformprozessen zu beachten ist. Oberfläche und Walzprozess beeinflussen außerdem den Korrosionsbeginn und das Ermüdungsverhalten im Endbauteil.
Äquivalente Werkstoffgüten
| Norm | Güte | Region | Bemerkungen |
|---|---|---|---|
| AA | 5454 | USA | Übliche Kurzbezeichnung in ASTM/AMS Listen für Al–Mg Legierungen |
| EN AW | 5454 | Europa | Branchenübliche Bezeichnung im EN-Numeriersystem |
| JIS | A5049 / A5052 Familie | Japan | Nächstliegende JIS-Äquivalente stammen aus der Al–Mg Knetlegierungsserie; exakte Entsprechungen erfordern Quervergleich |
| GB/T | 5A05 / 5454 | China | Lokale Normen verwenden ähnliche Al–Mg Bezeichnungen; Chemie- und Härtegradtoleranzen können abweichen |
Normen verschiedener Regionen verwenden unterschiedliche Bezeichnungssysteme und Toleranzen. EN AW-5454 ist die europäische Bezeichnung und wird oft in internationalen Spezifikationen mit AA 5454 vergleichend herangezogen. JIS und GB/T verfügen über verwandte Al–Mg Güten, aber eine genaue Substitution erfordert die Prüfung der zulässigen chemischen Zusammensetzung, mechanischen Eigenschaften und Härtegrade gemäß der jeweiligen Norm.
Beim globalen Einkauf sollten Sie den exakten Standard und Härtegrad spezifizieren sowie werkseitige Prüfbescheinigungen und mechanische Testberichte anfordern, um die Konformität insbesondere für kritische marine oder druckbehältertechnische Anwendungen sicherzustellen.
Korrosionsbeständigkeit
EN AW-5454 weist aufgrund seines moderaten Mg-Gehalts und der niedrigen Kupfer-/Zinkwerte eine sehr gute atmosphärische Korrosionsbeständigkeit auf, insbesondere in maritimen und industriellen Anwendungen. Die Legierung bildet eine schützende Oxidschicht und zeigt eine vergleichsweise hohe Resistenz gegen Lochfraß und allgemeine Korrosion bei fachgerechter Oberflächenbehandlung und Wartung.
Im maritimen Einsatz verhält sich 5454 gut für Rümpfe, Aufbauten und exponierte Beschläge, wobei die Anfälligkeit für Spannungsrisskorrosion (SCC) mit steigendem Mg-Gehalt und in chloridreichen, höher temperierten Umgebungen zunimmt. Legierungen mit Mg > 3,5–4 % zeigen eine höhere Sensitivität für SCC; der Mg-Bereich von 5454 stellt daher eine mittlere SCC-Risikoklasse unter anspruchsvollen Einsatzbedingungen dar.
Galvanische Wechselwirkungen sind bei Aluminiumlegierungen typisch: 5454 in Verbindung mit edleren Metallen (z. B. Kupfer, Edelstahl) erfordert Isolation oder Schutzmaßnahmen, um galvanische Angriffe zu verhindern. Im Vergleich zu 6xxx-Serienlegierungen bietet 5454 generell eine bessere Korrosionsbeständigkeit in Chloridumgebungen, erreicht jedoch nicht die höhere Festigkeit wärmebehandelbarer Legierungen.
Fertigungseigenschaften
Schweißbarkeit
EN AW-5454 lässt sich gut mit gängigen Schmelzschweißverfahren (MIG/GMAW, TIG/GTAW, Widerstandsschweißen) ohne hohes Risiko für Heißrisse schweißen, wenn bewährte Vorgehensweisen eingehalten werden. Empfohlene Füllwerkstoffe zur Erreichung vergleichbarer Korrosionsbeständigkeit und Duktilität in Verbindungen der 5xxx-Serie sind Al‑Mg-Drähte wie 5356 oder 5183, gewählt entsprechend dem Magnesiumgehalt des Grundwerkstoffs, um eine mechanisch und elektrochemisch kompatible Verbindung sicherzustellen.
Im Wärmeeinflussbereich (HAZ) kann es durch lokale Rekristallisation zu einer gewissen Erweichung des gegenüber kaltverfestigtem Grundmetall reduzierten Streckgrenze kommen; Konstrukteure sollten diese Verminderung bei Tragwerksberechnungen berücksichtigen. Vor- und Nachreinigung, Hitzeeintragkontrolle und geeignete Fügeauslegung minimieren Porenbildung und sichern die Korrosionsbeständigkeit.
Zerspanbarkeit
Die Zerspanbarkeit von EN AW-5454 ist moderat—besser als bei vielen hochfesten Aluminiumlegierungen, aber schlechter als bei reinem Aluminium. Das Material neigt zur Bildung langer, zusammenhängender Späne und kann leicht klebrig sein; Hartmetallwerkzeuge mit positivem Spanwinkel werden für stabile Schnittbedingungen empfohlen. Üblicherweise werden hohe Drehzahlen und moderate Vorschübe verwendet, um Oberflächenqualität und Werkzeugstandzeit zu optimieren. Schmier- bzw. Kühlmittel sind bei der Spanabfuhr oder Tiefschnittoperationen ratsam.
CNC-Fräs- und Drehprozesse sind bei O- und niedrig gehärteten Zuständen einfach durchführbar, während stark kaltverfestigte Zustände höhere Kräfte erfordern und den Werkzeugverschleiß erhöhen können. Bearbeitungszugaben sollten die mögliche Kaltverfestigung in Oberflächenschichten berücksichtigen.
Umformbarkeit
Die Umformbarkeit ist im Zustandszustand O ausgezeichnet und bleibt gut in den Härtegraden H111/H11 für Standard-Stanz- und Biegeprozesse. Minimale Biegeradien hängen vom Härtegrad und der Blechdicke ab; als Faustregel gilt, dass O-Zustand engere Radien erlaubt (z. B. 1–2× Dicke für viele Geometrien), während H14/H16 meist 2,5–4× Dicke benötigt, um Rissbildung zu vermeiden.
Das Kaltverfestigungsverhalten ist voraussagbar: Das Material verhärtet sich stetig, was es ermöglicht, Zwischenumformungen mit Spannungsabbau einzusetzen, um Endgeometrien ohne Bruch zu erreichen. Für komplexe oder intensive Umformungen empfiehlt sich eine Rekristallisationsglühung (O-Zustand) und anschließendes erneutes Umformen, um das Rückfedern zu kontrollieren und Rissinitiierung zu vermeiden.
Wärmebehandlungsverhalten
EN AW-5454 ist eine nicht wärmebehandelbare Legierung und spricht daher nicht auf Lösungsglühen und künstliche Alterung zur Festigkeitssteigerung an. Konventionelle T‑Typ-Wärmebehandlungen, wie sie für 6xxx-Serien angewendet werden, führen bei dieser Legierung nicht zu nennenswerter Ausscheidungshärtung.
Festigkeitsanpassungen erfolgen über mechanische Verformung (Kaltumformung) und Glühen. Vollglühung (Zustand O) wird durch Erhitzen auf definierte Glühtemperaturen erreicht, um Duktilität wiederherzustellen, während Zwischenglühzustände (H-Zahlen) durch kontrollierte Kaltverformung und gegebenenfalls teilweises Glühen erzeugt werden, um die gewünschte Kombination aus Festigkeit und Dehnung einzustellen.
Thermische Belastungen während des Schweißens können lokal geglühte Zonen mit verminderter Festigkeit verursachen, weshalb Konstrukteure die Erweichung im Wärmeeinflussbereich bei Tragwerksteilen berücksichtigen und gegebenenfalls Nachbearbeitungen oder konstruktive Sicherheitszuschläge einplanen müssen.
Hochtemperatureinsatz
EN AW-5454 zeigt mit steigender Temperatur einen progressiven Festigkeitsverlust und ist daher für dauerhafte hochtemperaturbeanspruchte Strukturbauteile oberhalb von etwa 100–150 °C nicht geeignet. Die Legierung behält bei moderat erhöhten Temperaturen noch akzeptable mechanische Eigenschaften, aber Kriechen und Festigkeitsabbau nehmen mit Dauer der Belastung und Temperatur zu.
Die Oxidschicht von Aluminiumlegierungen ist aufgrund ihrer Stabilität nur minimal oxidationsanfällig; bei hohen Temperaturen kann der Schutzfilm jedoch wachsen und thermisch bedingt abspringen. Geschweißte Verbindungen unter Hochtemperatureinfluss zeigen erweiterte Wärmeeinflusszonen und weitere lokale Festigkeitsverluste, weshalb bei Anwendungen in hohen Temperaturbereichen konservative Dimensionierungen erforderlich sind.
Bei kurzfristigen oder intermittierenden Temperaturen bis einige hundert Grad Celsius, etwa beim Umformen oder Löten, verhindern Drosselung des Wärmeeintrags und kontrollierte Abkühlungsraten übermäßiges Kornwachstum und den Verlust mechanischer Kennwerte.
Anwendungen
| Branche | Beispielkomponente | Warum EN AW-5454 verwendet wird |
|---|---|---|
| Automobil / Verkehr | Aufliegeraufbauten, Tankwagen, Strukturbleche | Gutes Festigkeits-Gewichts-Verhältnis, Korrosionsbeständigkeit und Umformbarkeit für gestanzte Bauteile |
| Marine / Schiffbau | Rumpfbleche, Aufbaubeplankung | Überlegene Meerwasserbeständigkeit und Schweißbarkeit für Rumpfstrukturen |
| Luftfahrt (Sekundärstrukturen) | Beschläge, Verkleidungen, Innenverkleidungen | Günstiges Verhältnis von Festigkeit zu Gewicht und Ermüdungswiderstand für nicht primäre Strukturen |
| Energie / Druckbehälter | Kraftstofftanks, Lagertanks | Korrosionsbeständigkeit und gute Schweißbarkeit für Fluidbehälter |
| Elektronik / Wärmeleitung | Wärmeverteiler, Gehäuse | Geringe Dichte und gute Wärmeleitfähigkeit für moderate thermische Anforderungen |
EN AW-5454 wird bevorzugt eingesetzt, wenn eine Kombination aus Korrosionsbeständigkeit, Schweißbarkeit und moderater Festigkeit in einer Leichtbauform benötigt wird. Die Vielzahl an Produktformen und Härtegraden macht die Legierung vielseitig in Branchen, die Fertigungskomfort mit langfristiger Umweltbeständigkeit verbinden.
Auswahlhinweise
EN AW-5454 ist die bevorzugte Wahl, wenn ein Ingenieur eine bessere mechanische Festigkeit als bei handelsüblichem Reinaluminium (z. B. 1100) benötigt, dabei jedoch viel von der Duktilität und Umformbarkeit behält, die für Blechumformprozesse erforderlich sind. Im Vergleich zu 1100 tauscht 5454 einen Teil der elektrischen und thermischen Leitfähigkeit gegen eine deutlich höhere Streckgrenze und Zugfestigkeit ein, was es zu einem besseren Baustoff macht.
Im Vergleich zu gängigen, durch Kaltverfestigung härtbaren Legierungen wie 3003 und 5052 bietet EN AW-5454 in der Regel eine höhere Festigkeit bei ähnlicher oder geringfügig verringerter Umformbarkeit; es weist oft eine gleiche oder bessere Korrosionsbeständigkeit in maritimen Umgebungen als 5052 auf, abhängig vom genauen Mg-Gehalt und dem Zustand. Gegenüber wärmebehandelbaren Legierungen wie 6061/6063 erreicht 5454 nicht die gleichen Höchstwerte an Festigkeit, wird jedoch bevorzugt, wenn überlegene Schweißbarkeit, geringere Anfälligkeit gegenüber Schwankungen in der Wärmebehandlung und bessere Korrosionsbeständigkeit wichtiger sind als maximale Zugfestigkeiten.
Wählen Sie EN AW-5454, wenn die Prioritäten Konstruktion mit guter Schweißbarkeit, marine Korrosionsbeständigkeit und ein vorhersagbares, durch Kaltverfestigung definiertes Festigkeitsprofil sind. Sind Höchstwerte der wärmebehandelbaren Festigkeit erforderlich und sind die mechanischen Eigenschaften nach dem Schweißen weniger kritisch, sollten 6xxx-Legierungen in Betracht gezogen werden; sind maximale elektrische Leitfähigkeit oder extreme Umformbarkeit erforderlich, bieten sich stattdessen 1xxx- oder weichere 3xxx-Legierungen an.
Abschließende Zusammenfassung
EN AW-5454 bleibt eine hochrelevante geschmiedete Aluminiumlegierung für die moderne Technik, da sie eine praxisgerechte Balance aus Festigkeit durch feste Lösung, ausgezeichneter Korrosionsbeständigkeit—insbesondere in maritimer Atmosphäre—guter Schweißbarkeit und nützlicher Umformbarkeit über eine Vielzahl von Produktformen bietet. Ihr vorhersehbares Verhalten bei Kaltumformung und ihre stabile Zusammensetzung machen sie zu einer zuverlässigen Wahl für strukturelle, Transport- und Marineanwendungen, bei denen langfristige Haltbarkeit und Fertigungsflexibilität gefragt sind.