Aluminium EN AW-6061: Zusammensetzung, Eigenschaften, Zustandsübersicht & Anwendungen

Table Of Content

Table Of Content

Umfassender Überblick

EN AW-6061 gehört zur 6xxx-Serie der Aluminiumlegierungen, einer Al-Mg-Si-Klasse, die häufig für strukturelle Anwendungen eingesetzt wird. Die Legierung ist hauptsächlich mit Magnesium und Silizium legiert, welche Mg2Si-Ausscheidungen bilden; geringe Mengen Kupfer, Chrom und weitere Elemente werden zur Feinkornbildung und Eigenschaftenverbesserung verwendet. Der Festigkeitsmechanismus beruht auf wärmebehandelbarer Ausscheidungshärtung mit deutlichen Eigenschaftsunterschieden zwischen lösungsgeglühten, natürlich gealterten und künstlich gealterten Zuständen. Zu den wichtigsten Merkmalen zählen eine ausgewogene Kombination aus Festigkeit, Korrosionsbeständigkeit, Schweißbarkeit und guter Umformbarkeit, was sie zu einer vielseitigen Universallegierung macht.

Typische Branchen, die auf EN AW-6061 setzen, reichen vom Automobilbau, der Luft- und Raumfahrt (Sekundärstrukturen und Befestigungen), der Schifffahrt, der Elektronik (Kühlkörper und Gehäuse) bis hin zu allgemeinen Fertigungs- und Strangpressmärkten. Die Legierung wird gegenüber den 1xxx- und 3xxx-Serien vor allem wegen der höheren Festigkeit und besseren mechanischen Leistungsfähigkeit bei gleichzeitig guter Korrosionsbeständigkeit und Schweißbarkeit bevorzugt. Im Vergleich zu hochfesten 2xxx- und 7xxx-Serien bietet 6061 ein überlegenes Korrosionsverhalten und eine leichtere Verarbeitung bei moderaten Festigkeitswerten. Konstrukteure wählen 6061 oft, wenn eine Kombination aus guter Zerspanbarkeit, Schweißbarkeit und einem zuverlässigen T6-Zustand benötigt wird.

EN AW-6061 wird zudem aufgrund seiner breiten Verfügbarkeit in gewalzten Produktformen und der konsistenten Eigenschaftsspezifikation nach verschiedenen Normen gewählt, was Lieferkette und Qualifikation von Serienbauteilen vereinfacht. Die Legierung spricht auf gängige Wärmebehandlungszustände (T4/T6/T651) gut an, wodurch Ingenieure die Eigenschaften über etablierte thermische Bearbeitungsschritte anpassen können. Die Einstufung als Strukturlegierung mit klar definierten Wegen zur Verbesserung des mechanischen Verhaltens durch Ausscheidungsalterung macht sie zur bevorzugten Wahl bei vielen strukturmechanisch beanspruchten Elementen mittlerer Festigkeit. Das ausgewogene Verhältnis von Kosten, Verfügbarkeit und Prozessvielfalt erklärt die anhaltende Popularität.

Ausführungszustände (Temper)

Temper Festigkeitsniveau Dehnung Umformbarkeit Schweißbarkeit Bemerkungen
O Niedrig Hoch Exzellent Exzellent Vollständig geglüht für maximale Duktilität
H14 Niedrig-Mittel Mittel-Hoch Gut Exzellent Kaltverfestigt und teilweise stabilisiert für moderate Festigkeit
T4 Mittel Mittel-Hoch Gut Exzellent Lösungsgeglüht und natürlich gealtert; gute Umformbarkeit
T5 Mittel-Hoch Mittel Befriedigend Exzellent Künstlich gealtert nach Abkühlung aus dem Warmumformzustand
T6 Hoch Mittel Befriedigend-Schlecht Gut Lösungsgeglüht und künstlich gealtert auf Spitzenfestigkeit
T651 Hoch Mittel Befriedigend-Schlecht Gut T6 mit spannungsarmem Ausgleich durch kontrolliertes Dehnen zur Verzugsminderung
H116 / H32 Mittel-Hoch Mittel Gut Exzellent Lieferantenspezifische Zustände für Marine-Anwendungen und kontrollierte Eigenschaften

Die Auswahl des Ausführungszustands bestimmt die Mikrostruktur und somit das makroskopische Zusammenspiel von Festigkeit und Duktilität. Das geglühte Material im O-Zustand bietet hervorragende Umform- und Tiefziehfähigkeit, besitzt jedoch eine deutlich geringere Festigkeit als T6; T4 und T5 stellen Zwischenlösungen dar, bei denen Umformbarkeit oder Maßbeständigkeit wichtiger sind als die absolute Höchstfestigkeit. Die T6/T651-Zustände werden häufig spezifiziert, wenn Zerspanbarkeit und strukturelle Festigkeit Priorität haben, wobei der T651-Zustand zur Minimierung von Eigenspannungen und Verzug bei Präzisionsteilen bevorzugt wird.

Chemische Zusammensetzung

Element % Bereich Bemerkungen
Si 0,4–0,8 Silizium verbindet sich mit Mg zu Mg2Si-Ausscheidungen; steuert Festigkeit und Extrusionseigenschaften
Fe ≤0,7 Verunreinigungselement; bildet spröde Intermetallische Phasen, beeinflusst Oberflächenfinish und Korrosionsverhalten
Mn ≤0,15 Geringe Zugabe; kann Gefügefeinung bewirken, aber in 6061 nur in kleinen Mengen vorhanden
Mg 0,8–1,2 Primärer Stärkungsanteil in Kombination mit Si; entscheidend für Ausscheidungshärtung
Cu 0,15–0,40 Erhöht die Festigkeit leicht, kann aber Korrosionsbeständigkeit und Schweißbarkeit bei zu hohem Anteil verschlechtern
Zn ≤0,25 Niedriger Anteil; minimale Auswirkung, wird kontrolliert zur Vermeidung unerwünschter Phasen
Cr 0,04–0,35 Steuert die Kornstruktur und vermindert Rekristallisation während der Verarbeitung
Ti ≤0,15 Wird als Feinkornbildner in einigen Guss- oder gewalzten Varianten eingesetzt
Andere (jeweils) ≤0,05 Spurenelemente und der Rest Aluminium (~Balance) bestimmen Zähigkeit und Fertigungsverhalten

Das Mg- und Si-Verhältnis definiert die Chemie der 6xxx-Legierungen, da Mg2Si-Ausscheidungen den wesentlichen Alterungshärtungseffekt liefern. Kupfer und Eisen werden begrenzt, um negative Auswirkungen auf Korrosionsbeständigkeit und Schweißbarkeit zu minimieren, während Chrom und Titan in kleinen Mengen zur Kornstrukturbildung und Rekristallisationskontrolle eingesetzt werden. Die verbleibende Aluminium-Matrix mit niedrigen Verunreinigungsgehalten sorgt für eine gute Leitfähigkeit und Umformbarkeit im Vergleich zu hochlegierten Baustählen.

Mechanische Eigenschaften

EN AW-6061 zeigt je nach Ausführungszustand, Dicke und Bearbeitungsgeschichte ein ausgeprägtes Leistungsspektrum bei Zug- und Streckgrenze. Im künstlich gealterten T6-Zustand erreicht die Legierung robuste Zug- und Streckgrenzen, die für Strukturbauteile geeignet sind, bei moderater Duktilität; das Ermüdungsverhalten ist akzeptabel, stark aber abhängig von Oberflächenbeschaffenheit und Kerbwirkung. Im geglühten und T4-Zustand sind Zugfestigkeit und Härte niedriger, während die Dehnung höher ist, was Umformprozesse begünstigt und Rissbildung beim Kaltumformen minimiert.

Das Verhältnis von Streck- zu Zugfestigkeit liegt bei 6061 typischerweise im Bereich von 0,7 bis 0,85 im T6-Zustand, was auf eine relativ hohe Streckgrenze im Vergleich zu anderen wärmebehandelbaren Aluminiumlegierungen hinweist. Die Härte folgt eng dem Alterungs- und Ausführungszustand; die Härtewerte im T6-Zustand werden häufig für Konstruktions- und Verschleißüberlegungen herangezogen. Die Ermüdungsfestigkeit ist empfindlich gegenüber mikrostrukturellen Besonderheiten und der Wärmeeinflusszone beim Schweißen; geeignete Oberflächenbehandlungen und Spannungsarmglühen können die Dauerfestigkeit deutlich verbessern.

Eigenschaft O/Geglüht Wesentlicher Temper (T6) Bemerkungen
Zugfestigkeit 110–180 MPa ~290 MPa Zugfestigkeit im kunststoffgealterten T6-Zustand beträgt ca. 260–310 MPa, abhängig von Ausführung und Dicke
Streckgrenze 35–110 MPa ~240 MPa Streckgrenze variiert stark mit Ausführung; T6 liegt typischerweise bei 240–260 MPa in Standardprodukten
Dehnung 15–25 % 8–12 % Dehnung nimmt mit steigender Festigkeit und Dicke ab; dickere Querschnitte zeigen meist niedrigere Duktilität
Härte 40–70 HB 90–110 HB Brinell-Härte spiegelt Ausführungszustand wider; Härte korreliert mit Alterung und Mikrostruktur

Physikalische Eigenschaften

Eigenschaft Wert Bemerkungen
Dichte 2,70 g/cm³ Typisch für gewalzte Aluminiumlegierungen; ermöglicht hohe spezifische Festigkeit
Schmelzbereich ~582–652 °C Legierungsschmelzbereich liegt unter dem von reinem Aluminium; Solidus und Liquidus variieren mit der Zusammensetzung
Wärmeleitfähigkeit ~150 W/m·K Gute Wärmeleitung im Vergleich zu Stahl; vorteilhaft für Kühlkörper und Wärmeverteiler
Elektrische Leitfähigkeit ~30–45 % IACS Niedriger als bei reinem Aluminium durch Legierung; für viele elektrische Gehäuse und Leiter akzeptabel
Spezifische Wärmekapazität ~0,90 J/g·K Hohe spezifische Wärmekapazität im Vergleich zu Metallen wie Stahl; vorteilhaft für thermische Pufferung
Thermische Ausdehnung ~23,5 ×10^-6 /K Typischer thermischer Ausdehnungskoeffizient für Aluminiumlegierungen, wichtig für Passungs- und Thermikdesign

Die Kombination aus niedriger Dichte, guter Wärmeleitfähigkeit und moderater elektrischer Leitfähigkeit macht EN AW-6061 gut geeignet für leichte Bauteile im thermischen Management und Gehäuse. Thermische Ausdehnung und relativ hohe spezifische Wärmekapazität sind bei engen Maßtoleranzen und thermischer Beanspruchung besonders in Baugruppen mit unterschiedlichen Werkstoffen zu berücksichtigen. Konstrukteure sollten bei der Auswahl von 6061 für elektrische Anwendungen die geringere Leitfähigkeit im Vergleich zu hochreinem Aluminium beachten.

Produktformen

Form Typische Dicke/Größe Festigkeitsverhalten Übliche Zustände Bemerkungen
Blech 0,2–6 mm Konstant über die Dicke; dünnere Stärken sind anfälliger für Kaltverfestigung O, H14, T4, T6 Weit verbreitet für Verkleidungen und Gehäuse
Platte 6–200 mm Kann in dicken Abschnitten eine reduzierte Festigkeit durch langsameres Abkühlen aufweisen T6, T651 Bauteile und bearbeitete Teile erfordern sorgfältige Wärmebehandlung
Strangpressprofil Komplexe Querschnitte, bis zu mehreren Metern Festigkeit wird durch den Zustand nach der Strangpressung gesteuert T5, T6, T651 Ideal für Rahmen, Schienen und architektonische Profile
Rohr Durchmesser von <10 mm bis >300 mm Wandstärke beeinflusst die Reaktion auf den Zustand T6, T4 Verwendet für Struktur-, Hydraulik- und Marine-Rohre
Stab/Rundstab Variable Durchmesser/Breiten Wird häufig in T6 für die Bearbeitung geliefert T6, T651 Gängiges Ausgangsmaterial für Befestigungen, Wellen und Drehteile

Blech und Platte werden durch Walzen verarbeitet und oft nach dem Umformen wärmebehandelt, um die gewünschten Zustände zu erreichen; Strangpressprofile werden typischerweise lösungsgeglüht oder künstlich gealtert nach der Profilbildung. Platte und dicke Abschnitte erfordern besondere Aufmerksamkeit bei der Lösungsglühung und Abschreckgeschwindigkeit, um gleichmäßige Eigenschaften im Querschnitt zu gewährleisten. Stab- und Rundmaterialien werden häufig in T6 oder T651 geliefert, um eine direkte Bearbeitung auf Endmaße mit bekannten Eigenspannungen und minimaler Verformung zu ermöglichen.

Äquivalente Werkstoffbezeichnungen

Norm Werkstoff Region Bemerkungen
AA 6061 USA Bezeichnung der Aluminum Association, häufig in Nordamerika verwendet
EN AW 6061 Europa EN AW-6061 nach EN-Normen; nominal gleiche Chemie und Zustände
JIS A6061 Japan JIS verwendet A6061 als übliche Bezeichnung für die äquivalente Schmiedelegierung
GB/T 6061 China Chinesische Normen verweisen auf 6061-basierte Legierungen mit ähnlicher Chemie und Zuständen

Regionale Normen spezifizieren ähnliche Chemien und Zustandedefinitionen, jedoch können kleine Unterschiede in Fertigung und Prüfmethode zu Abweichungen bei garantierten mechanischen Eigenschaften und zulässigen Verunreinigungen führen. Die Angabe von Norm und Zustand (z. B. EN AW-6061 T6 vs. ASTM B209 6061-T6) in Beschaffungsunterlagen sichert einheitliche Akzeptanzkriterien für mechanische Prüfungen, Wärmebehandlungshistorie und Maßtoleranzen. Wo kritisch, sollten Werkszeugnisse und Prozessdokumentationen zur genauen Einhaltung des Zielstandards angefordert werden.

Korrosionsbeständigkeit

EN AW-6061 weist eine gute atmosphärische Korrosionsbeständigkeit in den meisten Umgebungen auf, da es eine schützende Oxidschicht bildet, die allgemeine Angriffe verlangsamt. Es ist geeignet für mild korrosive Bedingungen und bietet akzeptablen Schutz für viele Außenanwendungen ohne spezielle Beschichtungen. In maritimen und chloridhaltigen Umgebungen ist die Beständigkeit angemessen, jedoch geringer als bei einigen 5xxxer Legierungen (z. B. 5083/5052), die von Natur aus widerstandsfähiger gegen Lochfraß und Abschuppung im Meerwasser sind.

Die Anfälligkeit für Spannungsrisskorrosion (SCC) bei 6061 ist moderat; Bauteile unter Zugbeanspruchung in aggressiven Chloridumgebungen können gefährdet sein, insbesondere wenn sie wärmebehandelt sind und nicht richtig entspannte Eigenspannungen aufweisen. Galvanische Wechselwirkungen mit edleren Materialien (Edelstahl, Kupfer) können lokale Korrosion fördern; isolierende Materialien und sorgfältige Auswahl der Befestigungselemente minimieren galvanische Paare. Im Vergleich zu hochfesten Al-Cu-Legierungen (2xxx-Serie) bietet 6061 bessere Korrosionsbeständigkeit, allerdings bei niedrigerer Höchstfestigkeit; im Vergleich zur 3xxx-Serie wird etwas Umformbarkeit und Leitfähigkeit gegen höhere Festigkeit getauscht.

Fertigungseigenschaften

Schweißbarkeit

EN AW-6061 lässt sich gut mit gängigen Schmelzverfahren wie TIG und MIG schweißen und spricht gut auf Zusatzwerkstoffe wie ER4043 (Al-Si) und ER5356 (Al-Mg) an, je nach gewünschter Eigenschaft. Das Schmelzschweißen führt in der Wärmeeinflusszone (WEZ) zu einer weicheren Zone gegenüber dem T6-Material, da ausscheidungshärtende Bestandteile aufgelöst werden und die WEZ unterschiedlich altert; daher ist nach dem Schweißen manchmal eine Wärmebehandlung oder die Verwendung von Zuständen wie T4/T5 erforderlich. Das Risiko von Heißrissen ist im Vergleich zu manch Al-Mg- und Al-Cu-Legierungen gering, jedoch sind eine sorgfältige Schweißnahtgestaltung und Passgenauigkeit wichtig, um Verzug und Porosität zu minimieren. Für kritische Anwendungen sollten Zusatzwerkstoffauswahl, Vorwärmen und kontrollierte Abkühlung spezifiziert werden, um Korrosionsschutz und Festigkeit optimal zu gewährleisten.

Zerspanbarkeit

6061 gilt als gut zerspanbare Legierung unter den nicht frei zerspanbaren Aluminiumgüten; es lässt sich sauber mit konventionellen Hartmetall- und Schnellarbeitswerkzeugen bearbeiten und bildet bei unterbrechungsfreier Spanbildung lange, zusammenhängende Späne. Empfohlene Schnittgeschwindigkeiten und Vorschübe sind relativ hoch im Vergleich zu Stahl aufgrund der hohen Wärmeleitfähigkeit und geringeren Festigkeit von Aluminium; Hartmetallwerkzeuge mit TiN-/TiAlN-Beschichtungen verlängern die Standzeit bei Hochgeschwindigkeitsbearbeitung. Oberflächenqualität und Maßhaltigkeit nach der Bearbeitung profitieren vom Start in T6/T651, wobei jedoch Eigenspannungen Federwirkung verursachen können, falls keine Spannungsrelaxation erfolgt.

Umformbarkeit

Die Umformeigenschaften hängen stark vom Zustand ab: O- und T4-Zustände ermöglichen tiefes Ziehen und enge Biegeradien deutlich besser als T6. Typische minimale Innenbiegeradien für 6061-O liegen bei ca. 0,5–1× Werkstoffdicke bei dünnen Blechen, während T6 meist 1–3× Dicke erfordert, abhängig von Biegeverfahren und Werkzeug. Kaltverfestigung erhöht die Festigkeit, reduziert aber die Duktilität; Konstrukteure sollten weichere Zustände auswählen oder Lösungsglühen mit erneuter Alterung einplanen, wenn komplexe Umformungen nötig sind. Bei Strangpress- und Profilerzeugung ist die Kontrolle von Zustand und Wärmebehandlung nach dem Umformen entscheidend, um Maßtoleranzen einzuhalten.

Wärmebehandlungsverhalten

EN AW-6061 ist eine wärmebehandelbare Legierung, deren mechanische Eigenschaften primär durch die Ausscheidung von Mg2Si-Partikeln gesteuert werden. Die Lösungsglühung erfolgt typischerweise bei etwa 520–550 °C, um ausscheidungsbildende Elemente in einer übersättigten festen Lösung aufzulösen, gefolgt von schnellem Abschrecken, um diese zu erhalten. Das anschließende künstliche Altern bei ca. 160–190 °C über mehrere Stunden bis zu einem Tag bildet feine Mg2Si-Dispersoide, welche die Matrix bis zum T6-Zustand härten.

Verschiedene Zustandswege führen zu unterschiedlichen Eigenschaftsprofilen: T4 (lösungsgeglüht und natürlich gealtert) verbessert die Umformbarkeit und senkt Rissneigung bei Folgeverfahren; T5 (direkt aus dem Warmumformen gekühlt und künstlich gealtert) eignet sich für Strangpressprofile mit unmittelbarer Festigkeitsforderung. Die Bezeichnung T651 steht für T6 mit kontrolliertem Dehnen (Spannungsarmglühen), um Eigenspannungen zu verringern; wichtig bei bearbeiteten oder präzisen Bauteilen. Überalterung oder falsche Alterung reduzieren die Höchstfestigkeit und verändern die Zähigkeit, daher müssen Wärmbehandlungszyklen an Dicke und gewünschte Alterung angepasst werden.

Hochtemperatureinsatz

EN AW-6061 erhält brauchbare mechanische Eigenschaften bis ca. 120–150 °C, zeigt jedoch bei längerer Wärmebelastung darüber einen deutlichen Festigkeitsverlust durch Koarsening der Ausscheidungen. Für dauerhaften Einsatz bei erhöhten Temperaturen sollten Konstrukteure mit reduzierter Streck- und Zugfestigkeit rechnen und das Kriechverhalten oberhalb etwa 150–200 °C berücksichtigen. Die Oxidation ist im Vergleich zu Eisenwerkstoffen gering, jedoch können Wärmebelastung Oberflächenfinish und Maßhaltigkeit beeinflussen.

Geschweißte Baugruppen und Wärmeeinflusszonen sind besonders temperaturempfindlich, da sich die Ausscheidungsverteilung lokal ändert und somit Schwachstellen entstehen können. Für hochtemperaturbeanspruchte Bauteile sollte 6061 auf intermittierende Wärmeeinwirkung begrenzt oder mit Schutzbeschichtungen und thermischen Konstruktionsmaßnahmen kombiniert werden, um vorzeitiges Versagen zu vermeiden. Für Langzeitanwendungen bei hohen Temperaturen sind Legierungen mit spezieller Hochtemperaturstabilität oder größere Sicherheitsreserven zu empfehlen.

Anwendungen

Branche Beispielbauteil Warum EN AW-6061 verwendet wird
Automobilbau Fahrwerkskomponenten, Halterungen Gutes Festigkeits-/Gewichtsverhältnis, gute Bearbeitbarkeit und Schweißbarkeit
Schiffbau Strukturrahmen, Geländer Gute Korrosionsbeständigkeit und einfache Fertigung
Luft- und Raumfahrt Beschläge, Unterkonstruktionen, Innenbauteile Ausgewogenes Verhältnis von Festigkeit, Gewichtsersparnis und vorhersehbarem Wärmebehandlungsverhalten
Elektronik Kühlkörper, Gehäuse Hohe Wärmeleitfähigkeit und Formbarkeit bei Strangpressprofilen
Allgemeine Fertigung Strangpressprofile, bearbeitete Teile Breite Verfügbarkeit in mehreren Zuständen und Produktformen

EN AW-6061 wird branchenübergreifend dort eingesetzt, wo moderate bis hohe Festigkeit, Korrosionsbeständigkeit und einfache Fertigung gefordert sind. Die Vielseitigkeit in Strangpress-, Blech-, Platten- und Stablagerformen macht die Legierung zur bevorzugten Wahl für Bauteile, die nachbearbeitet, wie z. B. bearbeitet oder geschweißt werden müssen. Die regelmäßige Verfügbarkeit der Zustände T6 und T651 erlaubt Konstrukteuren eine präzise Spezifikation mit vorhersehbarer Leistungsfähigkeit für Serienbauteile.

Auswahlhinweise

Wählen Sie EN AW-6061, wenn Sie eine Mittelstellung zwischen hochfesten, wärmebehandelbaren Legierungen und hochumformbarem Aluminium mit handelsüblicher Reinheit benötigen. Es tauscht dabei etwas elektrische und thermische Leitfähigkeit sowie maximale Umformbarkeit gegenüber dem handelsüblichen Reinaluminium 1100 ein, bietet jedoch eine deutlich höhere Zug- und Streckgrenze bei gleichzeitiger Beibehaltung einer angemessenen Korrosionsbeständigkeit und Bearbeitbarkeit. Im Vergleich zu kaltverfestigten Legierungen wie 3003 oder 5052 bietet 6061 eine höhere Festigkeit auf Kosten einer etwas geringeren Umformbarkeit und kann für optimale Ergebnisse eine Wärmbehandlungssteuerung erfordern.

Im Vergleich zu 6063, das auf eine hochwertige Oberfläche und gute Extrudierbarkeit optimiert ist, wird 6061 bevorzugt, wenn höhere Baustärke und bessere Zerspanbarkeit trotz leicht geringerer Extrudierbarkeit und Oberflächenqualität gefordert sind. Ist Korrosionsbeständigkeit in aggressiven maritimen Umgebungen vorrangig, sollten Legierungen der 5xxx-Serie in Betracht gezogen werden; 6061 eignet sich jedoch, wenn Bearbeitbarkeit, Verfügbarkeit des T6-Zustands und ein vorhersehbares Alterungsverhalten die Hauptanforderungen darstellen. Geben Sie bei der Beschaffung unbedingt den genauen Zustand, die Dicke und die geltende Norm an, um sicherzustellen, dass das Material den Konstruktionsanforderungen und bekannten Fertigungsrestriktionen entspricht.

Abschließende Zusammenfassung

EN AW-6061 bleibt aufgrund seiner vielseitigen Kombination aus wärmebehandelbarer Festigkeit, guter Korrosionsbeständigkeit und umfangreicher Verarbeitbarkeit in Blech, Platte, Profil und Stab eine fundamentale Legierung im modernen Engineering. Seine vorhersehbare Reaktion auf standardisierte Wärmebehandlungszyklen, angemessene Schweißbarkeit und hohe Zerspanbarkeit machen es für eine breite Palette von strukturellen und wärmetechnischen Anwendungen geeignet. Für viele Konstrukteure und Hersteller stellt die Legierung die pragmatische Wahl dar, wenn ein ausgewogenes Verhältnis aus Leistung, Kosten und Versorgungssicherheit gefordert ist.

Zurück zum Blog