Bearbeitung: Präzisionsmetallentfernungsprozesse in der Stahlherstellung
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Definition und Grundkonzept
Bearbeitung ist ein Fertigungsprozess, der die kontrollierte Entfernung von Material von einem Werkstück umfasst, um gewünschte Abmessungen, Oberflächenfinish und geometrische Merkmale zu erreichen. Es stellt eine subtraktive Fertigungsmethode dar, bei der überschüssiges Material systematisch mittels mechanischer, thermischer, elektrischer, chemischer oder anderer Mittel entfernt wird, um Rohmaterial in fertige Komponenten mit spezifischen Geometrien und Toleranzen zu transformieren.
In der Materialwissenschaft und im Ingenieurwesen stellt die Bearbeitung eine kritische sekundäre Verarbeitungstechnik dar, die die Lücke zwischen primären Metallformungsverfahren (Gießen, Schmieden, Walzen) und der Endproduktmontage schließt. Der Prozess beeinflusst direkt die Funktionalität der Komponenten durch seine Auswirkungen auf die Oberflächenintegrität, die Maßgenauigkeit und die mikrostrukturellen Änderungen an der bearbeiteten Oberfläche.
Im weiteren Bereich der Metallurgie stellt die Bearbeitung die praktische Schnittstelle zwischen theoretischen Materialeigenschaften und der funktionalen Leistung von Komponenten dar. Es fungiert als kritische Verknüpfung im Verarbeitungs-Struktur-Eigenschaften-Leistungs-Paradigma, indem es metallurgische Eigenschaften in greifbare Ingenieurergebnisse übersetzt und gleichzeitig Oberflächenmodifikationen einführt, die das lokale Materialverhalten erheblich verändern können.
Physikalische Natur und theoretische Grundlage
Physikalischer Mechanismus
Auf mikroskopischer Ebene umfasst die Bearbeitung komplexe Wechselwirkungen zwischen dem Schneidwerkzeug und dem Werkstoff des Werkstücks. Der Prozess erzeugt eine erhebliche plastische Verformung in der Schermenge vor der Schneidkante und erzeugt neue Oberflächen durch kontrollierte Bruchmechanismen. Die Materialentfernung erfolgt durch eine Kombination aus elastisch-plastischer Verformung, Reibung und Bruchprozessen an der Werkzeug-Werkstück-Oberfläche.
Die Schnittbewegung erzeugt charakteristische Spanbildung durch drei primäre Deformationszonen: primär (Scherebene), sekundär (Werkzeug-Spahn-Schnittstelle) und tertiär (Werkzeug-Werkstück-Schnittstelle). Diese Zonen erleben extreme Bedingungen, darunter Dehnungsraten von über 10^5 s^-1, Temperaturen bis zu 1000°C und Drücke über 3 GPa, die die Mikrostruktur sowohl des entfernten Spans als auch der neu geschaffenen Oberfläche grundlegend verändern.
Die Dynamik von Versetzungen spielt während der Bearbeitung eine entscheidende Rolle, wobei sich hohe Versetzungsdichten in den Deformationszonen entwickeln. Diese Versetzungen interagieren mit bestehenden mikrostrukturellen Merkmalen wie Korngrenzen, Ausscheidungen und Phasengrenzen und bestimmen die Energie, die für die Materialentfernung erforderlich ist, und beeinflussen die resultierende Oberflächenintegrität.
Theoretische Modelle
Das Merchant-Kreis-Modell stellt den primären theoretischen Rahmen für die orthogonale Bearbeitung dar, indem es Beziehungen zwischen Schnittkräften, Werkzeuggeometrie und Materialeigenschaften herstellt. Dieses Modell wurde in den 1940er Jahren von Eugene Merchant entwickelt und bietet eine zweidimensionale Analyse des Schneidprozesses, indem es die Kräfte in Komponenten zerlegt und Gleichgewichtsbedingungen herstellt.
Das historische Verständnis von Bearbeitung entwickelte sich von empirischen Beobachtungen im 18. Jahrhundert zu wissenschaftlichen Analysen im frühen 20. Jahrhundert. Wesentliche Fortschritte wurden durch die Arbeiten von Taylor (Werkzeuglebensdauer-Gleichungen), Ernst und Merchant (Scherebenenanalyse) sowie Oxley (Verformungsraten- und Temperatureffekte) erzielt, die schrittweise raffiniertere Überlegungen zur Materialverhalten einbeziehen.
Moderne theoretische Ansätze umfassen Finite-Elemente-Modellierung (FEM), molekulardynamische Simulationen und konstitutive Materialmodelle wie Johnson-Cook. Diese Ansätze unterscheiden sich in ihrem Umgang mit der Verformungsrempfindlichkeit, thermischer Weichheit und mikrostruktureller Evolution, wobei FEM praktische Ingenieurlösungen bietet, während molekulare Dynamik Einblicke in grundlegende Materialentfernung Mechanismen gibt.
Materialwissenschaftliche Grundlage
Die Bearbeitungsreaktion korreliert direkt mit der Kristallstruktur, wobei flächenzentrierte kubische (FCC) Materialien wie austenitische rostfreie Stähle typischerweise eine höhere Zähigkeit und Verfestigung aufweisen als körperzentrierte kubische (BCC) Materialien wie ferritische Stähle. Diese kristallographischen Unterschiede manifestieren sich in der Spanmorphologie, Schnittkräften und Oberflächenqualität.
Die Mikrostruktur beeinflusst die Zerspanbarkeit erheblich, wobei Merkmale wie Korngröße, Phasendistribution und Einschlüsse die Spanbildungsmechanismen bestimmen. Feinkörnige Stähle produzieren in der Regel kontinuierliche Späne mit höheren Schnittkräften, aber besserem Oberflächenfinish, während grobkörnige Strukturen das Spanbrechen erleichtern können, aber eine schlechtere Oberflächenqualität erzeugen.
Die Bearbeitung verbindet sich mit grundlegenden materialwissenschaftlichen Prinzipien durch Konzepte wie Kaltverfestigung, thermische Weichheit und Verformungsrempfindlichkeit. Der Wettbewerb zwischen diesen Mechanismen bestimmt, ob ein Material günstige Bearbeitungseigenschaften aufweist, wobei das Gleichgewicht zwischen Festigkeit und Zähigkeit besonders kritisch ist, um optimale Schneidbedingungen zu erreichen.
Mathematische Ausdrücke und Berechnungsmethoden
Grundlegende Definitionsformel
Die spezifische Schnittenergie, die die Energie darstellt, die erforderlich ist, um ein Volumeneinheit Material zu entfernen, wird definiert als:
$$e_c = \frac{F_c \cdot v_c}{Q}$$
Wo:
- $e_c$ ist die spezifische Schnittenergie (J/mm³)
- $F_c$ ist die Schnittkraft (N)
- $v_c$ ist die Schnittgeschwindigkeit (m/min)
- $Q$ ist die Materialentfernungsrate (mm³/min)
Verwandte Berechnungsmethoden
Die Materialentfernungsrate kann berechnet werden mit:
$$Q = a_p \cdot f \cdot v_c$$
Wo:
- $a_p$ ist die Schnitttiefe (mm)
- $f$ ist die Vorschubgeschwindigkeit (mm/Umdr)
- $v_c$ ist die Schnittgeschwindigkeit (m/min)
Die Vorhersage der Werkzeuglebensdauer folgt der Taylor-Gleichung:
$$v_c \cdot T^n = C$$
Wo:
- $v_c$ ist die Schnittgeschwindigkeit (m/min)
- $T$ ist die Werkzeuglebensdauer (min)
- $n$ ist der Taylor-Exponenten (materialabhängig)
- $C$ ist eine experimentell bestimmte Konstante
Anwendbare Bedingungen und Einschränkungen
Diese Formeln setzen stationäre Schneidbedingungen ohne signifikanten Werkzeugverschleiß oder Bildung von gerollten Schneidkanten voraus. Sie sind am genauesten für kontinuierliche Zerspanungsoperationen mit stabilen Aufbauten und homogenen Werkstückmaterialien.
Die Modelle haben Einschränkungen, wenn sie auf unterbrochene Bearbeitung, dünnwandige Komponenten oder Materialien mit hochheterogenen Mikrostrukturen angewendet werden. Sie berücksichtigen auch nicht vollständig die thermischen Effekte, Werkzeug-Werkstück-Wechselwirkungen oder mikrostrukturelle Veränderungen während der Bearbeitung.
Die zugrunde liegenden Annahmen umfassen einheitliche Materialeigenschaften im gesamten Werkstück, vernachlässigbare Werkzeugmaschinenabwicher und konstante Reibungsbedingungen an der Werkzeug-Spahn-Schnittstelle. Abweichungen von diesen idealisierten Bedingungen erfordern komplexere Modelle, die zusätzliche Variablen einbeziehen.
Mess- und Charakterisierungsmethoden
Standard-Testanforderungen
ISO 3685 legt Verfahren für die Prüfung der Werkzeuglebensdauer mit Einzelpunkt-Drehwerkzeugen fest und standardisiert Schneidbedingungen, Kriterien für den Werkzeugversagen und Methoden zur Datenberichterstattung.
ASTM E384 deckt mikrohärte Prüfmethoden ab, die für die Bewertung der Kaltverfestigung in bearbeiteten Oberflächen und unterirdischen Schichten, die durch den Schneidprozess betroffen sind, unerlässlich sind.
ISO 4287/4288 standardisiert Parameter und Verfahren zur Messung der Oberflächenrauheit und bietet konsistente Methoden zur Bewertung der Qualität bearbeiteter Oberflächen.
Prüfgeräte und Prinzipien
Dynamometer messen die Schnittkräfte während der Bearbeitungsoperationen, typischerweise unter Verwendung von piezoelektrischen Sensoren, um Kräfte in drei orthogonalen Richtungen zu erkennen. Diese Instrumente liefern Echtzeitdaten über Schnitt-, Vorschub- und Druckkräfte, die für die Prozessoptimierung unerlässlich sind.
Oberflächenprofilometer charakterisieren die bearbeitete Oberflächentopografie mithilfe von Kontakt- (Stylus) oder kontaktlosen (optischen, laser) Methoden. Diese Instrumente quantifizieren die Oberflächenrauheitsparameter, indem sie die Höhenabweichungen von einer nominalen Oberfläche messen.
Fortgeschrittene Charakterisierungsgeräte umfassen das Rasterelektronenmikroskop (REM) zur detaillierten Oberflächenanalyse, die Elektronenrückstreuungdiffusion (EBSD) zur mikrostrukturellen Bewertung unterhalb der Oberfläche und die Infrarot-Thermografie zur Kartierung der Temperaturverteilung während des Schneidens.
Probenanforderungen
Standardisierte Zerspanbarkeitstestproben weisen typischerweise eine zylindrische Geometrie mit Durchmesser-zu-Längen-Verhältnissen zwischen 3:1 und 5:1 auf, um Abweichungen und Vibrationen während der Bearbeitung zu minimieren.
Die Anforderungen an die Oberflächenvorbereitung umfassen konsistente Vorbearbeitungsbedingungen, wobei Proben oft spannungsarm behandelt werden, bevor sie getestet werden, um die Auswirkungen von Restspannungen aus früheren Verarbeitungsoperationen zu beseitigen.
Proben müssen gleichmäßige Härte, Mikrostruktur und chemische Zusammensetzung im gesamten Testvolumen aufweisen, um zuverlässige Ergebnisse zu gewährleisten, wobei eine Materialzertifizierung und eine Charakterisierung vor dem Test häufig für standardisierte Prüfungen erforderlich sind.
Testparameter
Standardtests erfolgen typischerweise bei Raumtemperatur (20±2°C) unter trockenen Schneidbedingungen, obwohl spezielle Tests die Leistung mit Kühlmitteln oder bei erhöhten Temperaturen bewerten können.
Schnittgeschwindigkeiten, Vorschubgeschwindigkeiten und Schnitttiefen werden basierend auf Art des Materials und Empfehlungen für Werkzeuge ausgewählt, wobei systematische Variationen verwendet werden, um die Leistungskarten über die Betriebsbedingungen zu entwickeln.
Kritische Parameter umfassen Spezifikationen der Werkzeuggeometrie (Freiflächenwinkel, Freiraumwinkel, Schneidenradius), die Steifigkeit der Werkzeugmaschinen und Umweltbedingungen wie Luftfeuchtigkeit und Umgebungstemperatur.
Datenverarbeitung
Die primäre Datensammlung umfasst Kraftsignale, Temperaturmessungen, den Fortschritt des Werkzeugverschleißes und Oberflächenrauheitswerte, die in festgelegten Intervallen während des Zerspanungstests erfasst werden.
Statistische Ansätze umfassen die Varianzanalyse (ANOVA), um signifikante Faktoren zu bestimmen, die Regressionsanalyse zur Entwicklung prädiktiver Modelle und Methoden zur Versuchsplanung (DOE), um Parameterkombinationen zu optimieren.
Endgültige Zerspanbarkeitsbewertungen werden berechnet, indem die gemessenen Werte im Vergleich zu Referenzmaterialien oder -bedingungen normalisiert werden, wobei häufig mehrere Leistungsmetriken in Abhängigkeit von den Anwendungsanforderungen gewichtet berücksichtigt werden.
Stahlklassifikation | Typischer Wertebereich (Zerspanbarkeitsbewertung) | Testbedingungen | Referenzstandard |
---|---|---|---|
Freischneidende Stähle (11XX, 12XX) | 85-100% | v=100m/min, f=0.25mm/Umdr, trocken | AISI/SAE |
Niedriglegierte Stähle (10XX) | 65-75% | v=90m/min, f=0.2mm/Umdr, trocken | AISI/SAE |
Legierte Stähle (41XX, 43XX) | 50-65% | v=75m/min, f=0.15mm/Umdr, trocken | AISI/SAE |
Werkzeugstähle (H13, D2) | 30-45% | v=60m/min, f=0.1mm/Umdr, trocken | AISI/SAE |
Variationen innerhalb jeder Stahlklassifikation resultieren hauptsächlich aus Unterschieden im Schwefelgehalt, der Morphologie von Einschlüsse und dem Wärmebehandlungszustand. Freischneidende Stähle enthalten absichtlich hinzugefügtes Schwefel oder Blei, um Einschlüsse zu bilden, die als Spannungskonzentratoren wirken und das Spanbrechen erleichtern.
Diese Zerspanbarkeitsbewertungen dienen als vergleichende Indikatoren und nicht als absolute Werte, wobei höhere Prozentsätze eine bessere Zerspanbarkeit im Vergleich zu dem Referenzmaterial (typischerweise AISI 1212 Stahl bei 100%) anzeigen.
Ein bemerkenswerter Trend über die verschiedenen Stahlsorten zeigt abnehmende Zerspanbarkeit mit steigendem Legierungsgehalt und Härte, obwohl Ausnahmen existieren, wo bestimmte mikrostrukturelle Merkmale die Spanbildung trotz höherer Festigkeit verbessern können.
Analyse der Ingenieuranwendung
Gestaltungsüberlegungen
Ingenieure beziehen Zerspanbarkeitsüberlegungen in die Materialauswahl ein, indem sie die Abtragungsraten gegen die Erwartungen an die Werkzeuglebensdauer abwägen und häufig Zerspanbarkeitsdatenbanken nutzen, um Produktionskosten und Zykluszeiten zu schätzen.
Sicherheitsfaktoren für Zerspanungsparameter liegen typischerweise im Bereich von 1,2-1,5 für Schnittgeschwindigkeiten und 1,1-1,3 für Vorschubgeschwindigkeiten, wenn von Laborprüfungen auf Produktionsumgebungen umgeschaltet wird, um Variationen in der Maschinensteifigkeit und den Bedingungen des Werkstücks Rechnung zu tragen.
Materialentscheidungen beinhalten häufig Kompromisse zwischen optimalen mechanischen Eigenschaften und Fertigungseffizienz, wobei Designer manchmal unterschiedliche Materialien für kritische und nicht-kritische Merkmale basierend auf ihren jeweiligen Zerspanungsanforderungen spezifizieren.
Wichtige Anwendungsbereiche
Die Automobilindustrie verlässt sich stark auf effiziente Bearbeitungsprozesse für Motorbauteile wie Kurbelwellen, Pleuel und Zylinderblöcke, wobei die dimensionsgenaue Genauigkeit direkt die Leistung und Haltbarkeit beeinflusst.
Luftfahrtanwendungen stellen andere Anforderungen, da hohe Materialabtragsraten für Strukturkomponenten betont werden, während strenge Standards der Oberflächenintegrität aufrechterhalten werden, um die Einleitung von Ermüdungsrissen in kritischen Teilen zu verhindern.
Die Herstellung von medizinischen Geräten stellt einen weiteren wichtigen Anwendungsbereich dar, in dem die Präzisionsbearbeitung von rostfreien Stählen und Titanlegierungen strengen Biokompatibilitätsanforderungen entsprechen muss, während komplexe Geometrien für implantierbare Geräte erreicht werden.
Leistungsabstimmungen
Zerspanbarkeit steht häufig im Konflikt mit der Verschleißfestigkeit, da mikrostrukturelle Merkmale, die die Verschleißleistung verbessern (Karbid, hohe Härte), typischerweise die Schnittkräfte erhöhen und den Werkzeugverschleiß während der Bearbeitungsoperationen beschleunigen.
Die Oberflächequalität steht häufig im Gegensatz zur Produktionsrate, wobei höhere Schnittgeschwindigkeiten und Vorschubgeschwindigkeiten den Durchsatz erhöhen, aber möglicherweise die Oberflächenintegrität durch thermische Schäden oder übermäßige Werkzeugabweichungen beeinträchtigen.
Ingenieure balancieren diese konkurrierenden Anforderungen durch strategische Prozessabfolgen, wobei Grobschneidoperationen optimiert werden, um Materialabtragsraten zu erreichen, gefolgt von Feinbearbeitungspässen, die speziell für Oberflächenqualität und Maßgenauigkeit ausgelegt sind.
Fehleranalyse
Werkzeugbruch stellt einen häufigen Fehlermodus während der Bearbeitung dar, der typischerweise aus übermäßigen Schnittkräften, thermischem Schock oder unsachgemäßer Werkzeugwahl für das Werkstückmaterial resultiert.
Der Fehlermechanismus beginnt oft mit einem allmählichen Fortschritt des Verschleißes (Flankenverschleiß, Kraterverschleiß), der schließlich die Werkzeuggeometrie verändert, wodurch die Schnittkräfte und Temperaturen erhöht werden, bis es zu einem katastrophalen Ausfall durch plastische Verformung oder spröd-brüchigen Bruch kommt.
Strategien zur Minderung umfassen die Implementierung von Werkzeugzustandsüberwachungssystemen, die Optimierung von Schneidparametern auf der Grundlage material-spezifischer Empfehlungen und die Auswahl geeigneter Werkzeugmaterialien und -beschichtungen für die spezifischen Anforderungen der Anwendung.
Beeinflussende Faktoren und Kontrollmethoden
Einfluss der chemischen Zusammensetzung
Der Kohlenstoffgehalt beeinflusst die Zerspanbarkeit von Stahl erheblich, wobei mittlere Kohlenstoffstähle (0,35-0,5% C) im Allgemeinen das beste Gleichgewicht zwischen Festigkeit und Spanbildungsmerkmalen bieten.
Schwefel, wenn er in Form von Mangan-Sulfid-Einschlüssen vorliegt, verbessert die Zerspanbarkeit dramatisch, indem er Diskontinuitäten schafft, die das Spanbrechen erleichtern und die Reibung an der Werkzeug-Spahn-Schnittstelle reduzieren.
Optimierungsansätze umfassen die Entwicklung von reschwefelten Sorten für nicht-kritische Komponenten und die Calciumbehandlung von Stahl, um die Morphologie von Einschlüsse von verlängerten zu globulären Formen zu modifizieren, die den Werkzeugverschleiß minimieren.
Einfluss der Mikrostruktur
Feinkörnige Strukturen verbessern in der Regel die Oberflächenfinish-Qualität, erhöhen jedoch die Schnittkräfte und Werkzeugverschleißraten im Vergleich zu gröberen Strukturen aufgrund der größeren Korngrenzfläche, die eine Verformung widersteht.
Die Phasendistribution hat einen erheblichen Einfluss auf die Zerspanungsreaktion, wobei ferritisch-perlitische Mikrostrukturen typischerweise eine bessere Zerspanbarkeit bieten als martensitische Strukturen aufgrund ihrer niedrigeren Härte und günstigerer Spanbildungseigenschaften.
Harzeinschlüsse wie Aluminiumoxid und Titansulfide beschleunigen den Werkzeugverschleiß durch abrasive Wirkung, während weiche Einschlüsse wie Mangan-Sulfide die Zerspanbarkeit verbessern, indem sie die Reibung reduzieren und das Spanbrechen erleichtern.
Einfluss der Verarbeitung
Die Wärmebehandlung beeinflusst die Zerspanbarkeit dramatisch, wobei angelassene Stähle niedrigere Schnittkräfte aufweisen, aber potenziell problematische lange, kontinuierliche Späne erzeugen, während vergütete Stähle ein verbessertes Spanbrechen bei höheren Werkzeugverschleißkosten bieten.
Kaltverarbeitung reduziert in der Regel die Zerspanbarkeit, indem sie die Materialfestigkeit und Tendenz zur Kaltverfestigung erhöht, was reduzierte Schneidparameter und häufigere Werkzeugwechsel erfordert.
Die Abkühlrate während der vorherigen Verarbeitung beeinflusst die Karbidgröße und -verteilung, wobei langsameres Abkühlen typischerweise gröbere Karbide erzeugt, die die Zerspanbarkeit durch die Schaffung bevorzugter Bruchwege während der Spanbildung verbessern können.
Umweltfaktoren
Erhöhte Temperaturen reduzieren die Streckgrenze des Materials, können jedoch die chemischen Wechselwirkungen zwischen dem Werkzeug und dem Werkstück beschleunigen, was zu einer erhöhten Diffusionsverschleiß und Bildung von aufgebauten Schneidkanten führen kann.
Schnittflüssigkeiten beeinflussen die Zerspanungsleistung erheblich, indem sie Schmierungs-, Kühl- und Späneabfuhrfunktionen bereitstellen, wobei ölbasierten Flüssigkeiten hervorragende Schmierungseigenschaften zu eigen sind, während wasserbasierte Emulsionen eine überlegene Kühlkapazität bieten.
Zeitabhängige Effekte umfassen die Verschlechterung der Werkzeugbeschichtung während längerer Zerspanungsoperationen und Phänomene des Werkstückmaterials, die die mechanischen Eigenschaften zwischen der Materialproduktion und der Zerspanungsoperation verändern können.
Verbesserungsmethoden
Metallurgische Verbesserungen umfassen die Calciumbehandlung zur Modifikation der Einschlüsse, kontrollierte Abkühlungen zur Optimierung der Mikrostruktur und die Entwicklung spezieller Sorten mit verbesserter Zerspanbarkeit durch Mikrolegierungszusätze.
Verarbeitungsbasierte Ansätze umfassen strategische Wärmebehandlungen, um optimale Härtegrade zu erreichen, Spannungsrelief-Operationen, um Verzerrungen während der Bearbeitung zu minimieren, und kryogene Behandlung von Werkzeugen, um die Verschleißfestigkeit zu erhöhen.
Gestaltungsüberlegungen, die die Zerspanbarkeit optimieren, umfassen das Festlegen geeigneter Bearbeitungszugaben, das Einbeziehen von Spanbrechmerkmalen in die Bauteilgeometrie und das Entwerfen von Komponenten, um tiefes Bohren oder andere herausfordernde Operationen zu minimieren.
Verwandte Begriffe und Standards
Verwandte Begriffe
Oberflächenintegrität umfasst die veränderten Materialeigenschaften, die aus den Bearbeitungsoperationen resultieren, einschließlich der Verteilungen von Restspannungen, Kaltverfestigung und mikrostrukturellen Modifikationen, die die Leistung der Komponenten beeinflussen.
Spanbildung charakterisiert den Materialentfernungsmechanismus während des Schneidens, wobei kontinuierliche, segmentierte oder diskontinuierliche Späne unterschiedliche Materialverhalten unter spezifischen Schneidbedingungen widerspiegeln.
Aufgebaute Schneidkante (BUE) beschreibt die Ansammlung von Werkstückmaterial auf der Schneidkante des Werkzeugs während der Bearbeitung, die die effektive Werkzeuggeometrie verändert und möglicherweise die Oberflächenfinish-Qualität beeinträchtigt.
Diese Begriffe sind durch ihre Beziehung zur grundlegenden Physik des Schneidprozesses miteinander verbunden, wobei die Mechanismen der Spanbildung direkt die Oberflächenintegrität beeinflussen, während die Bildung von aufgebauten Schneidkanten sowohl die Spanregelung als auch die Oberflächenqualität beeinträchtigt.
Hauptstandards
ISO 513 legt das Klassifizierungssystem für Schneidwerkzeugmaterialien fest und definiert Anwendungsbereiche auf der Grundlage von Werkstoffeigenschaften und Bearbeitungsbedingungen.
ANSI/ASME B94.55M gibt Richtlinien für Verfahren zur Zerspanbarkeitsprüfung in den Vereinigten Staaten und standardisiert Methoden zum Vergleich der Materialentfernungsmerkmale über verschiedene Werkstückmaterialien hinweg.
JIS B 0031 (Japanischer Industrienorm) verfolgt einen anderen Ansatz, indem sie Methoden zur Bewertung der Oberflächenqualität spezifisch für bearbeitete Oberflächen betont und zusätzliche Parameter über die in ISO-Normen hinaus einbezieht.
Entwicklungstrends
Aktuelle Forschung konzentriert sich auf prädiktive Modellierung von Bearbeitungsprozessen unter Verwendung von physikbasierten Ansätzen, kombiniert mit Algorithmen des maschinellen Lernens zur Optimierung der Parameter für spezifische Material-Werkzeug-Kombinationen.
Neue Technologien umfassen kryogene Bearbeitungssysteme, die flüssigen Stickstoff oder Kohlendioxid verwenden, um die Werkzeuglebensdauer und Oberflächenintegrität zu verbessern, insbesondere für schwer zu bearbeitende Materialien wie gehärtete Stähle und Superlegierungen.
Zukünftige Entwicklungen werden voraussichtlich Echtzeitüberwachungssysteme mit adaptiven Steuerungsalgorithmen integrieren, sodass die Bearbeitungssysteme die Parameter automatisch basierend auf den erkannten Änderungen in den Materialeigenschaften oder dem Zustand des Werkzeugs während des Betriebs anpassen können.