Aluminium EN AW-7020: Zusammensetzung, Eigenschaften, Zustandsübersicht & Anwendungsgebiete
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Umfassender Überblick
EN AW-7020 ist eine Aluminiumlegierung der 7xxx-Serie, die hauptsächlich durch Zn-Mg-Zusätze und einen begrenzten Kupfergehalt gehärtet wird. Sie wird in Normen häufig als AlZn4.5Mg1 bezeichnet und gehört zur wärmebehandelbaren, hochfesten Al-Zn-Mg-Familie mit kontrollierten Verunreinigungsgehalten zur Verbesserung der Zähigkeit und Korrosionsbeständigkeit.
Die wichtigsten Legierungselemente sind Zink (primär), Magnesium und Spuren von Kupfer sowie geringe Zusätze von Mangan, Eisen, Chrom und Titan. Die Festigkeitssteigerung erfolgt durch Ausscheidungshärtung nach Lösungsglühen und künstlichem Altern, wobei eine begrenzte Kaltverfestigung für spezielle Zustände wie T651 zur Restspannungsarmung kombiniert werden kann.
Wesentliche Eigenschaften sind eine hohe spezifische Festigkeit, wettbewerbsfähige Ermüdungsbeständigkeit und relativ gute atmosphärische Korrosionsbeständigkeit für eine Legierung der 7xxx-Serie aufgrund des geringeren Cu-Gehalts. Schweißbarkeit und Umformbarkeit sind moderat: Die Legierung kann in weicheren Zuständen umgeformt und mit passenden Zusatzwerkstoffen sowie Nachbehandlung geschweißt werden, jedoch erfordern die Erweichung im Wärmeeinflussbereich und die Anfälligkeit für Spannungsrisskorrosion besondere Aufmerksamkeit.
Typische Einsatzbereiche von EN AW-7020 sind Luft- und Raumfahrtstrukturteile, leistungsstarke Automobilkomponenten, Bahntechnik und marine Bauteile sowie architektonische Elemente auf Extrusionsbasis. Ingenieure wählen EN AW-7020, wenn ein Gleichgewicht aus hoher Festigkeit, guter Korrosionsbeständigkeit und guter Extrudierbarkeit gefragt ist, insbesondere wenn die höhere Festigkeit von 7075 nicht erforderlich ist oder 6000er-Legierungen nicht ausreichen.
Temperzustände
| Temperzustand | Festigkeitsniveau | Dehnung | Umformbarkeit | Schweißbarkeit | Bemerkungen |
|---|---|---|---|---|---|
| O | Niedrig | Hoch | Exzellent | Exzellent | Vollständig weichgeglüht; beste Umform- und Zerspanbarkeit, geringste Festigkeit |
| H14 | Mittel | Mittel-niedrig | Gut | Gut | Kaltverfestigt, teilweise Rückfederkontrolle; eingeschränkt für dünnes Blech |
| T5 | Mittel-hoch | Mittel | Ausreichend | Ausreichend | Abgekühlt nach Warmumformung und künstlich gealtert; gute Maßhaltigkeit |
| T6 | Hoch | Niedrig-mittel | Ausreichend | Ausreichend-beschränkt | Gelöst und künstlich gealtert; Spitzenfestigkeit für viele Anwendungen |
| T651 | Hoch | Niedrig-mittel | Ausreichend | Ausreichend-beschränkt | T6 + Spannungsarmglühen durch Strecken; reduzierte Eigenspannungen für kritische Teile |
Die Temperzustände steuern das Gleichgewicht zwischen Festigkeit, Duktilität und Umformbarkeit durch Anpassung von Mikrostruktur und Versetzungsdichte. Weiche Zustände wie O maximieren die Duktilität und ermöglichen starke Umformungen, während T6/T651 Höchstleistung auf Kosten von Dehnung und Kaltumformbarkeit bieten.
Chemische Zusammensetzung
| Element | Spannweite % | Bemerkungen |
|---|---|---|
| Si | ≤0,3 | Kontrollierte Verunreinigung; zu viel Si kann intermetallische Verbindungen bilden, die Zähigkeit mindern |
| Fe | ≤0,5 | Typische Verunreinigung; höherer Fe-Gehalt erhöht Sprödigkeit und verringert Duktilität |
| Mn | 0,05–0,5 | Verbessert Kornstrukturkontrolle und Bruchzähigkeit in kleinen Mengen |
| Mg | 0,8–1,3 | Verbindet sich mit Zn zu härtenden Ausscheidungen (MgZn2) beim Altern |
| Cu | 0,05–0,4 | Niedriger Gehalt im Vergleich zu 7075 zur Verbesserung der Korrosionsbeständigkeit; trägt zur Festigkeit bei |
| Zn | 3,5–5,0 | Primäres Legierungselement zur Festigkeitssteigerung; bestimmt Ausscheidungshärtungsreaktion |
| Cr | 0,05–0,25 | Kornrandkontrolle und Rekristallisationshemmer; verbessert Zähigkeit |
| Ti | ≤0,15 | Kornfeiner für Guss- und Schmiedeprodukte; kleine Zusätze fördern Mikrostruktur |
| Sonstige (Al-Basis) | Balance | Aluminium-Matrix plus Spurenverunreinigungen; Rest bis 100% |
Die Zn–Mg-Kombination fördert die Bildung feiner metastabiler MgZn2-Ausscheidungen während des künstlichen Alterns, was hohe Zug- und Streckgrenzen erzeugt. Nebenelemente wie Cr und Mn wirken als Kornfeiner und Rekristallisationshemmstoffe, die Zähigkeit und Ermüdungsfestigkeit verbessern, während kontrollierte Cu-Gehalte zur Begrenzung der Spannungsrisskorrosion (SCC) und besseren atmosphärischen Haltbarkeit beitragen.
Mechanische Eigenschaften
EN AW-7020 zeigt einen deutlich sichtbaren Unterschied in Zugfestigkeit und Streckgrenze zwischen geglühtem und maximal gealtertem Zustand, was auf die wärmebehandelbare Eigenschaft zurückzuführen ist. Im geglühten (O) Zustand bietet die Legierung moderate Festigkeiten und hohe Dehnungseignung für Umformprozesse, während sie im T6/T651-Zustand deutlich höhere Streck- und Zugfestigkeiten bei reduzierter Duktilität erreicht. Das Ermüdungsverhalten ist im Vergleich zu vielen 6xxx-Legierungen günstig, bedingt durch eine durch Ausscheidungen stabilisierte Mikrostruktur und strengere Kontrolle der Verunreinigungen.
Das Verhältnis von Streckgrenze zu Zugfestigkeit liegt typischerweise im mittleren Bereich, und die Dehnung in den Spitzenzuständen ist ausreichend für strukturelle Befestigungen und Verbindungselemente, jedoch nicht für starke Streckumformungen. Die Härte steigt deutlich durch Lösungsglühen und Altern an; Brinell- oder Vickers-Härtewerte korrelieren gut mit den Zugfestigkeiten und werden häufig für Wareneingangskontrollen genutzt. Die Blechdicke beeinflusst die erzielbaren Eigenschaften, da Lösungsglühen und Abschreckgeschwindigkeiten variieren: Dünne Abschnitte erreichen nach Standardwärmebehandlung nahezu Spitzenwerte, dicke Abschnitte zeigen oftmals geringere Alterungswirkung und niedrigere Festigkeiten.
Die Initiierung von Ermüdungsrissen ist empfindlich gegenüber Oberflächenfinish, Eigenspannungen und mikrostruktureller Heterogenität, weshalb Nachbearbeitungen wie Kugelstrahlen und kontrolliertes Altern bei Hochzyklusanwendungen Standard sind. Die Bruchzähigkeit im T6-Zustand ist für das Festigkeitsniveau gut, unterstützt durch begrenzte Cu-Gehalte und kontrollierte Fe-/Mn-Verunreinigungen, die Sprödigkeitsneigung (Klebe bruch) reduzieren.
| Eigenschaft | O/Weichgeglüht | Schlüsselzustand (T6 / T651) | Bemerkungen |
|---|---|---|---|
| Zugfestigkeit | ~210–260 MPa | ~380–440 MPa | T6/T651 sind lösungsgeglüht und künstlich gealtert für Spitzenfestigkeiten; Werte variieren mit Blechdicke |
| Streckgrenze | ~110–160 MPa | ~320–380 MPa | Nach Alterung deutlich erhöht; Streckplateau abhängig vom Alterungsprozess |
| Dehnung | ~15–25% | ~8–12% | Dehnung nimmt mit steigender Festigkeit ab; Werte abhängig von Probengeometrie und Temper |
| Härte | ~60–80 HB | ~120–150 HB | Brinell-Härte korreliert mit Temper; verwendet für Qualitätskontrolle bei Chargen und Formaten |
Physikalische Eigenschaften
| Eigenschaft | Wert | Bemerkungen |
|---|---|---|
| Dichte | ~2,78 g/cm³ | Typisch für Al-Zn-Mg-Legierungen; deutlich leichter als viele Stähle für hohe spezifische Festigkeit |
| Schmelzbereich | ~480–635 °C | Legierung erweitert Solidus/Liquidus-Bereich; bei Gussprodukten auf Warmrissbildung achten |
| Wärmeleitfähigkeit | ~130–150 W/m·K | Moderat hoch; etwas geringer als bei 1xxx- und 6xxx-Serien wegen Legierung |
| Elektrische Leitfähigkeit | ~30–40 % IACS | Niedriger als bei reinem Aluminium; Leitfähigkeit wird zugunsten der Festigkeit geopfert |
| Spezifische Wärmekapazität | ~880–910 J/kg·K | Typischer Wert für Aluminiumlegierungen im Umgebungstemperaturbereich |
| Wärmeausdehnung | ~23–24 µm/m·K (20–100 °C) | Ähnlich wie bei anderen Aluminiumlegierungen; wichtig für Bauteile mit unterschiedlichen Ausdehnungskoeffizienten |
Die relativ hohe Wärmeleitfähigkeit und geringe Dichte machen EN AW-7020 attraktiv für Anwendungen, bei denen Wärmedissipation und Gewichtsersparnis entscheidend sind. Die Wärmeausdehnung entspricht typischen Aluminiumlegierungen und muss bei mehrwerkstoffigen Baugruppen mit unterschiedlichen thermischen Ausdehnungen berücksichtigt werden.
Schmelz- und Wärmeeinwirkungstemperaturen müssen in der Fertigung sorgfältig kontrolliert werden, um Überalterung oder Vorzeitiges Schmelzen zu vermeiden, insbesondere bei Bauteilen mit dünnen Stegen oder dicken Querschnitten, wo signifikante Temperaturgradienten auftreten.
Produktformen
| Form | Typische Dicke/Größe | Festigkeitsverhalten | Übliche Temperzustände | Bemerkungen |
|---|---|---|---|---|
| Blech | 0,5–6 mm | Dünne Sektionen erreichen vollständigen Temper nach Standardalterung | O, T5, T6, T651 | Verwendet für Platten, stranggepresste Profile und Stanzteile |
| Platte | 6–100+ mm | Dicke Platten zeigen oft reduzierte T6-Reaktion wegen Abschreckbeschränkungen | O, T6 (begrenzt) | Schwere Bauteile; Abschrecken und Altern müssen angepasst werden |
| Strangpressprofil | Profile bis mehrere Meter | Exzellente Querschnitts-Gleichmäßigkeit; gut ansprechbar auf T5/T6 | T5, T6, T651 | Typisch für Strukturprofile, Schienen und Rahmen |
| Rohr | Variierende Durchmesser; Wandstärke 1–15 mm | Geschweißte oder nahtlose Rohre können auf hohe Festigkeit gealtert werden | O, T6 | Verwendung bei leichten, tragenden Bauteilen |
| Stab/Blank | Durchmesser bis 200 mm | Massive Sektionen benötigen kontrollierte Wärmebehandlung für einheitliche Eigenschaften | O, T6 | Befestigungselemente, Verbindungsstücke und zerspanbare Komponenten |
Blech und Strangpressprofile sind die gebräuchlichsten Produktformen für EN AW-7020 und profitieren von guter Extrudierbarkeit und Oberflächenqualität für das Anodisieren. Platten und Bauteile mit großem Querschnitt erfordern maßgeschneiderte Wärmebehandlungszyklen und intensive Abschreckkontrollen, um gleichmäßige mechanische Eigenschaften im gesamten Querschnitt zu erreichen.
Die Wahl der Produktform beeinflusst die Fertigungsprozesse: Strangpressprofile können inline im Zustand T5 ausvergütet werden, während kritische Luftfahrtarmaturen oft eine Lösungsglühtemperierung, Abschrecken und Strecken gefolgt von T6/T651-Auslagerung erfordern, um Eigenspannungen zu minimieren und die Maßhaltigkeit zu gewährleisten.
Äquivalente Güten
| Norm | Güte | Region | Hinweise |
|---|---|---|---|
| AA | 7020 | USA | Übliche Bezeichnung der Aluminum Association für die Legierungsfamilie |
| EN AW | 7020 | Europa | EN-Namenskonvention; häufig mit Zustandscodes wie T6 oder T651 |
| JIS | A7020 | Japan | Lokale Standards mit ähnlicher Zusammensetzung und Zuständen |
| GB/T | 7020 | China | Chinesischer Standard nutzt oft dieselbe Nummer mit lokalen Toleranzen |
Die Äquivalenz der Werkstoffe zwischen den Normen ist für schweiß- und umformbare Legierungen wie 7020 in der Regel direkt, jedoch müssen bei der Beschaffung regionale Unterschiede hinsichtlich max. Verunreinigungen, Auslagerungsverfahren und erforderlichen Prüfungen beachtet werden. Kleine Abweichungen in garantierter Zusammensetzung oder Wärmebehandlungsanforderungen können messbare Auswirkungen auf Ermüdungsbeständigkeit und Risskorrosionsverhalten (SCC) haben.
Beim grenzüberschreitenden Einkauf sollten die maßgebliche Norm, der Zustand, die geforderten mechanischen Eigenschaften sowie ggf. Nachbearbeitungen (z. B. Strecken, Eloxieren) eindeutig spezifiziert werden, um Austauschbarkeit und Leistungskonsistenz sicherzustellen.
Korrosionsbeständigkeit
EN AW-7020 bietet eine bessere atmosphärische Korrosionsbeständigkeit als viele hochkupferhaltige 7xxx-Legierungen, da der Kupfergehalt begrenzt ist und damit die Anfälligkeit für lokale Korrosionsangriffe in normalen Umgebungen reduziert wird. Die Legierung spricht gut auf Oberflächenbehandlungen wie Eloxieren und Chromatwandbeschichtungen an, die den Barriere-Schutz und die Haftung von Lacken verbessern. In Industrieatmosphären führen moderate Schutzmaßnahmen und regelmäßige Wartung zu einer langen Lebensdauer der Strukturbauteile.
In maritimen Umgebungen erfüllt die Legierung akzeptable Anforderungen, ist jedoch nicht so robust wie 5xxx-Legierungen mit hohem Magnesiumgehalt oder fachgerecht behandelte 6xxx-Legierungen für Langzeit-Tauchbetrieb. Chloridinduziertes Lochfraß- und interkristallines Korrosionsverhalten wird durch sorgfältige Kontrolle von Abschreck- und Auslagerungsprozessen sowie durch Schutzbeschichtungen gemindert. Ein Risiko für Spannungsrisskorrosion (SCC) besteht bei 7xxx-Legierungen unter Zug-Eigenspannungen und korrosiver Umgebung; der niedrigere Cu-Gehalt und die kontrollierte Verunreinigungsrate von 7020 reduzieren das Risiko, eliminieren es jedoch nicht vollständig.
Galvanische Wechselwirkungen entsprechen dem üblichen Aluminiumverhalten: Kombinationen mit edleren Werkstoffen wie Edelstahl oder Kupfer können lokale Korrosion verstärken, wenn elektrischer Kontakt und Feuchtigkeit vorhanden sind. Der Einsatz von Isolationsschichten, Opferanoden oder selektiven Beschichtungen wird empfohlen, wenn verschiedene Metalle verbunden werden. Im Vergleich zu 6xxx-Legierungen tauscht 7020 eine geringfügig verminderte Korrosionsbeständigkeit gegen höhere Festigkeit und verbesserte Ermüdungsfestigkeit ein.
Fertigungseigenschaften
Schweißbarkeit
EN AW-7020 kann mit TIG- und MIG-Verfahren geschweißt werden, ist jedoch anfällig für Heißrisse und Aufweichung im Wärmeeinflussbereich (WEA). Daher wird häufig in weicheren Zuständen geschweißt und anschließend eine lokale oder vollständige Nachauslagerung durchgeführt. Empfohlene Zusatzwerkstoffe sind solche mit ausreichender Duktilität und Korrosionsbeständigkeit, typischerweise Al-Mg-Legierungen (z. B. 5356) oder Al-Si-Zusätze für spezifische Verbindungen; die Wahl des Zusatzwerkstoffs beeinflusst die Festigkeit nach dem Schweißen und die SCC-Beständigkeit. In Luftfahrt- oder hochfesten Strukturbauteilen wird häufig auf Schweißen zugunsten mechanischer Verbindungen verzichtet, um den Härtegradverlust im WEA zu vermeiden.
Zerspanbarkeit
Die Zerspanbarkeit von EN AW-7020 wird im geglühten Zustand als moderat bis gut eingestuft und ist in T6-Zuständen aufgrund höherer Härte und Festigkeit etwas eingeschränkt. Hartmetallwerkzeuge mit positivem Spanwinkel und kontrollierten Vorschüben erzielen die besten Standzeiten; Schnellarbeitsstahl ist für weichere Zustände geeignet. Die Spanbildung ist in der Regel gut, kann jedoch durch Querschnittänderungen und Wärmeeinfluss beeinflusst werden; Kühlung und steife Spannmittel verbessern Oberflächenqualität und Werkzeugstandzeit.
Umformbarkeit
Die Kaltumformbarkeit ist im Zustand O ausgezeichnet und nimmt mit zunehmender Auslagerung zu höherfesten Zuständen ab; für komplexe Biegungen und Tiefziehen werden vorzugsweise Zustände O oder H verwendet. Die minimalen Biegeradien hängen von Dicke und Zustand ab, sind aber im T6 höher, um Rissbildung zu vermeiden; Vorwärmen oder Warmumformen kann die Duktilität bei mäßiger Umformung verbessern. Das Rücksprungverhalten (Springback) ist bei höheren Festigkeiten ausgeprägter und muss bei der Werkzeugauslegung berücksichtigt werden.
Verhalten bei Wärmebehandlung
Als ausscheidungshärtbare Legierung reagiert EN AW-7020 auf Lösungsglühen, Abschrecken und künstliches Auslagern, um seine hochfeste, ausscheidegefügegestützte Mikrostruktur zu entwickeln. Typische Lösungsglühtemperaturen liegen im Bereich 470–480 °C; die Haltezeiten werden an die Werkstückdicke angepasst, um lösliche Phasen vollständig aufzulösen. Ein schnelles Abschrecken (Wasserabschreckung oder ähnlich) nach dem Lösungsprozess ist notwendig, um die Lösung von Legierungselementen im übersättigten festen Zustand vor dem Auslagern zu erhalten.
Das künstliche Auslagern im T6-Zustand erfolgt üblicherweise bei 120–160 °C mit Haltezeiten von 8 bis 24 Stunden, abhängig vom gewünschten Festigkeits-Zähigkeits-Verhältnis. Der Zustand T5 bezeichnet eine Luft- oder Wasserabkühlung vom Warmumformprozess gefolgt von direktem künstlichem Auslagern. T651 steht für T6 mit anschließend kontrolliertem Strecken zur Reduzierung von Eigenspannungen und Verbesserung der Maßhaltigkeit. Unsachgemäße Wärmebehandlung oder zu langsames Abschrecken führen zu grobkörnigen Ausscheidungen, geringerer Festigkeit sowie schlechterem Bruch- und Ermüdungsverhalten.
Bei nicht wärmebehandelten Bauteilen führt Kaltverfestigung nur zu begrenzten Festigkeitssteigerungen im Vergleich zur vollen Ausscheidungshärtung; das Glühen (Zustand O) wird eingesetzt, um Duktilität vor dem Umformen oder der Zerspanung wiederherzustellen.
Hochtemperatureigenschaften
Erhöhte Temperaturbelastung mindert schrittweise die Ausscheidungshärtung, Härte und Streckgrenze von EN AW-7020, wobei über ca. 120–150 °C signifikante Festigkeitsverluste auftreten. Der Betrieb oberhalb der typischen Auslagerungstemperaturen kann zu Überalterung, Vergröberung der Ausscheidungen und daraus folgend zu Abnahmen der mechanischen Eigenschaften und Ermüdungsfestigkeit führen. Für Bauteile mit andauernder Hochtemperaturbelastung empfiehlt sich die Auswahl alternativer Legierungen oder konstruktiver Schutzmaßnahmen.
Oxidation ist unter normalen atmosphärischen Bedingungen durch die passive Aluminiumoxidschicht minimal, jedoch kann langanhaltende Hochtemperaturwirkung die Oberflächenqualität verschlechtern und den Korrosionsschutz, insbesondere in chloridhaltigen Umgebungen, reduzieren. Die Schweißnahtwärmeeinflusszone zeigt oftmals lokale Aufweichung und verminderte Hochtemperatureigenschaften; Nachwärmen kann Eigenschaften teilweise wiederherstellen, ist aber bei großen Baugruppen oft unpraktisch.
Die Kriechbeständigkeit ist bei hohen Temperaturen im Vergleich zu Stählen und Nickellegierungen begrenzt; bei Anwendungen nahe der oberen Temperaturgrenze muss mit dimensionsbedingten Langzeitänderungen gerechnet werden.
Anwendungsgebiete
| Branche | Beispielkomponente | Warum EN AW-7020 verwendet wird |
|---|---|---|
| Automobilbau | Strukturelle Strangpressschienen und Crashmanagement-Bauteile | Hohe Festigkeit bei geringem Gewicht und gute Strangpressbarkeit komplexer Profile |
| Schiffbau | Aufbauten und Beschläge | Ausgewogenes Festigkeitsprofil und verbesserte atmosphärische Korrosionsbeständigkeit gegenüber 7xxx-Legierungen mit höherem Kupferanteil |
| Luftfahrt | Armaturen, Laschen und sekundäre Strukturelemente | Hohe spezifische Festigkeit mit guter Ermüdungsbeständigkeit und Eignung für präzise Wärmebehandlung |
| Elektronik | Chassis und Wärmeverteiler | Gute Wärmeleitfähigkeit kombiniert mit Steifigkeit für leichte Gehäuse |
EN AW-7020 wird für Bauteile ausgewählt, die höhere Festigkeiten als 6xxx-Legierungen benötigen, dabei aber eine akzeptable Korrosionsbeständigkeit und gute Strangpressbarkeit aufweisen sollen. Die Verwendung in stranggepressten Strukturprofilen und bearbeiteten Beschlägen nutzt die Fähigkeit der Legierung, in T6/T651-Zuständen hohe Festigkeit bei dennoch guter Zähigkeit und langem Ermüdungsleben zu erreichen.
Auswahlhinweise
Wählen Sie EN AW-7020, wenn Sie eine ausscheidungshärtbare Aluminiumlegierung mit höherer Festigkeit als 6xxx-Legierungen, aber besserer Korrosionsbeständigkeit als hochkupferhaltige 7xxx-Legierungen benötigen. Es ist eine solide Wahl für Strangpressprofile und bearbeitete Beschläge, bei denen T6/T651-Festigkeit und Ermüdungsbeständigkeit wichtiger sind als maximale Schweißbarkeit.
Im Vergleich zu 1100 (kommerziell reines Aluminium) tauscht EN AW-7020 elektrische und thermische Leitfähigkeit sowie überlegene Umformbarkeit gegen deutlich höhere Festigkeit und Steifigkeit. Gegenüber kaltverfestigten Legierungen wie 3003 oder 5052 bietet 7020 erheblich höhere Festigkeit bei reduziertem Umformvermögen und etwas höherer Anfälligkeit für SCC. Gegenüber gängigen wärmebehandelbaren 6061/6063 erzielt 7020 höhere Spitzenfestigkeit und bessere Ermüdungsleistung für Strukturbauteile, obwohl 6061 dort bevorzugt wird, wo Schweißbarkeit und Korrosionsbeständigkeit in maritimen Umgebungen kritischer sind.
Planer sollten Festigkeit, Korrosionsumgebung, Schweißanforderungen sowie Nachbearbeitungsfähigkeit (Wärmebehandlung und Bearbeitung) bei der Auswahl von 7020 abwägen; die Legierung ist besonders vorteilhaft, wenn Geometrie der Strangpressprofile und das Festigkeits-Gewichts-Verhältnis im T6/T651-Zustand entscheidend sind.
Abschließende Zusammenfassung
EN AW-7020 bleibt eine relevante technische Legierung, da sie eine ausgewogene Kombination aus hoher spezifischer Festigkeit, guter Ermüdungsbeständigkeit und akzeptabler Korrosionsbeständigkeit für strukturelle Anwendungen bietet, bei denen die Verarbeitbarkeit durch Extrusion oder Bearbeitung entscheidend ist. Ihre kontrollierte Zusammensetzung und das Wärmebehandlungsverhalten machen sie zu einer praktischen Alternative zu höherkupferhaltigen 7xxx-Legierungen sowie zu niedrigfesten Werkstoffen der 6xxx-Serie in anspruchsvollen leichten Strukturbauteilen.