Aluminium EN AW-3004: Zusammensetzung, Eigenschaften, Zustandsübersicht & Anwendungsgebiete

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Umfassender Überblick

EN AW-3004 ist eine Aluminiumlegierung der Serie 3xxx (Al-Mn-Mg-Familie) und gehört zu den umgeformten Aluminium-Mangan-Legierungen. Es handelt sich um eine nicht wärmebehandelbare Legierung, bei der Mangan das Hauptlegierungselement ist und Magnesium eingesetzt wird, um die Festigkeit im Vergleich zu den Basislegierungen AA3003/3000 zu erhöhen. Die Legierung wird hauptsächlich durch Kaltverfestigung (Verfestigung durch Umformung) während der Kaltbearbeitung gestärkt, mit einem geringen Beitrag der Festlösungsverfestigung durch Mg und Mn. Typische Eigenschaften sind eine mäßige bis gute Festigkeit für eine nicht wärmebehandelbare Legierung, gute Korrosionsbeständigkeit in vielen atmosphärischen Umgebungen, ausgezeichnete Umformbarkeit im weichgeglühten Zustand und eine vernünftige Schweißbarkeit mit gängigen Lichtbogenschweißverfahren.

Wichtige Anwendungsbereiche für EN AW-3004 sind die Verpackungsindustrie (insbesondere Dosen- und Behälterbleche), HVAC- und Gebäudehüllkomponenten, architektonische Verkleidungen sowie allgemeine, aus Blech geformte Bauteile für Haushaltsgeräte und kleinere Strukturelemente. Ingenieure wählen 3004, wenn eine höhere Festigkeit als bei reinem Aluminium und 3003-Legierungen benötigt wird, während die Tiefzieh- und Rollformfähigkeit für Dünnblechanwendungen erhalten bleiben soll. Die Legierung wird oft gegenüber höherfesten, wärmebehandelbaren Legierungen bevorzugt, wenn Umformbarkeit, Oberflächenqualität und Korrosionsbeständigkeit wichtiger sind als die maximale Zugfestigkeit oder wenn eine nachgelagerte Wärmebehandlung nicht praktikabel ist.

EN AW-3004 wird bevorzugt für die Herstellung von Blechen und Coils eingesetzt, da die Kombination aus Mn und Mg eine gute Balance zwischen Festigkeitszuwachs und erhaltener Duktilität bietet und so Verfahren wie Tiefziehen, Strecken und komplexes Biegen ermöglicht. Es besetzt eine praktische Nische zwischen reinem Aluminium (hervorragende Umformbarkeit, aber geringe Festigkeit) und den Legierungen der Serien 5xxx oder 6xxx (höhere Festigkeit, aber unterschiedliche Umform- und Korrosionseigenschaften) und ist somit ein Allrounder für gewalzte Produkte.

Ausführungszustände (Temper)

Temper Festigkeitsniveau Elongation Umformbarkeit Schweißbarkeit Bemerkungen
O Niedrig Hoch (20–35%) Hervorragend Hervorragend Vollständig geglühter Zustand für maximale Duktilität
H12 Mittel Niedrig (3–8%) Begrenzt Gut Teilgehärtet (moderate Umformbarkeit)
H14 Mittel-hoch Mäßig (6–12%) Gut Gut Viertelhart durch Kaltverfestigung, üblich für Blechanwendungen
H16 Hoch Niedrig (3–8%) Begrenzt Gut Halbhart für erhöhte Festigkeit
H18 Sehr hoch Niedrig (2–6%) Schlechter Gut Vollhart, höchste Kaltverfestigung
H24 Mittel-hoch Mäßig (6–12%) Gut Gut Verfestigt und teilweise geglüht/stabilisiert

Der Ausführungszustand steuert maßgeblich die mechanischen Kompromisse zwischen Festigkeit und Duktilität: Der geglühte O-Zustand liefert die besten Umformeigenschaften für Tiefziehen und komplexe Verformungen, während H-Zustände, die durch kontrollierte Kaltumformung entstehen, die Streck- und Zugfestigkeit auf Kosten der Verlängerung schrittweise erhöhen. Geschweißte Verbindungen erfordern in der Regel mechanische Nachbetrachtungen, da H-Zustände in der Wärmeeinflusszone lokal weich werden können. Somit muss die Wahl des Ausführungszustands auch die nachgelagerten Umform- und Schweißprozesse berücksichtigen.

Chemische Zusammensetzung

Element %-Bereich Bemerkungen
Si ≤ 0,6 Verunreinigungselement; reduziert Fließfähigkeit der Schmelze bei hohen Gehalten
Fe ≤ 0,7 Intermetallisch bildendes Verunreinigungselement, beeinflusst Oberflächenfinish
Mn 1,0–1,5 Hauptlegierungselement zur Festigkeitssteigerung und Rekristallisationskontrolle
Mg 0,8–1,3 Beitrag zur Festlösungsverfestigung; erhöht Kaltverfestigungsreaktion
Cu ≤ 0,2 Typischerweise niedrig; höherer Kupfergehalt verringert Korrosionsbeständigkeit
Zn ≤ 0,2 Gering; wird niedrig gehalten, um negative Korrosionseinflüsse zu vermeiden
Cr ≤ 0,1 In der Regel nicht absichtlich beigemischt; geringe Mengen steuern Kornstruktur
Ti ≤ 0,15 Kornfeinungsmittel bei geringen Mengen
Andere (jeweils) ≤ 0,05; gesamt ≤ 0,15 Rest- und Spurenelemente

Die Zusammensetzung verleiht 3004 sein charakteristisches Verhalten: Mangan verfeinert die Kornstruktur und verbessert die Festigkeit ohne nennenswerten Duktilitätsverlust, während Magnesium durch Festlösungsverfestigung und erhöhte Kaltverfestigungsreaktion Streck- und Zugfestigkeit anhebt. Kontrollierte Mengen an Fe und Si werden eingehalten, um Oberflächenqualität zu bewahren und spröde intermetallische Phasen zu begrenzen, die die Umformbarkeit und das Finish, insbesondere bei dekorativen oder Dosenblech-Anwendungen, beeinträchtigen können.

Mechanische Eigenschaften

EN AW-3004 zeigt ein stark vom Ausführungszustand abhängiges Zug-/Streckgrenzenprofil: Geglühtes Blech weist hohe Verlängerung und niedrige Streckgrenze auf, während harte H-Zustände die Streck- und Zugfestigkeit deutlich steigern. Bei gewalzten und kaltverfestigten Zuständen zeigt die Legierung eine gute gleichmäßige Verlängerung bei dünnen Blechdicken, die für Tiefziehen verwendet werden, jedoch eine reduzierte Gesamtverformbarkeit im vollgehärteten Zustand; der Kaltverfestigungsexponent (n-Wert) ist günstig für das Streckziehen in O- und teilverfestigten Zuständen. Die Härte folgt der Zugfestigkeit; typische Brinell- oder Rockwell-Werte steigen mit Kaltverfestigung an, bleiben jedoch unter denen wärmebehandelbarer Legierungen.

Das Ermüdungsverhalten von 3004 entspricht dem typischer Al-Mn-Legierungen: Die Grundlagenausdauerfestigkeit ist moderat und empfindlich gegenüber Oberflächenbeschaffenheit, Blechdicke und durch Umformung oder Schweißen eingeleiteten Eigenspannungen. Dickere Querschnitte und stärkeres Kaltumformen können Anisotropie und lokal begrenzte mikrostrukturelle Besonderheiten verursachen, welche die Rissinitiierung beeinflussen. Die Blechdicke beeinflusst mechanische Eigenschaften hauptsächlich über den Verlauf der Kaltverfestigung während des Walzens und die sich daraus ergebende Kornstruktur; Dünnblech erfährt höhere Umformungen beim Walzen, was die Festigkeits- und Duktilitätsbalance beeinflusst.

Eigenschaft O/Geglüht Wichtige Zustände (H14/H18) Bemerkungen
Zugfestigkeit (MPa) 120–160 200–270 Werte variieren mit Dicke und Kaltumformungsgrad
Streckgrenze (MPa) 40–80 120–190 Streckgrenze steigt erheblich mit H-Zuständen
Elongation (%) 20–35 2–12 Hoch im O-Zustand für Tiefziehen; niedrig im H18 für steife Bauteile
Härte (HB) 25–45 50–85 Brinell-Härte steigt mit Kaltverfestigung

Physikalische Eigenschaften

Eigenschaft Wert Bemerkungen
Dichte 2,73 g/cm³ Typisch für Al-Mn-Legierungen; relevant für masseempfindliche Konstruktionen
Schmelzbereich 640–655 °C Bereich von Solidus bis Liquidus etwa in diesem Bereich
Wärmeleitfähigkeit ~130–160 W/m·K Niedriger als bei reinem Aluminium aufgrund der Legierungselemente
Elektrische Leitfähigkeit ~30–36 %IACS Reduziert gegenüber reinem Aluminium; beeinflusst durch Kaltumformung und Zusammensetzung
Spezifische Wärme ~900 J/kg·K Nahe dem von reinem Aluminium, temperaturabhängig
Wärmeausdehnung 23–24 µm/m·K (20–100 °C) Typischer linearer Wärmeausdehnungskoeffizient für umgeformte Aluminiumlegierungen

EN AW-3004 behält eine günstige Wärmeleitfähigkeit im Vergleich zu vielen Konstruktionsmetallen bei, was es für Anwendungen geeignet macht, in denen Wärmeverteilung erforderlich ist, während gleichzeitig Umformbarkeit und Korrosionsbeständigkeit gegeben sind. Die elektrische Leitfähigkeit wird durch Legierungselemente und Kaltverfestigung reduziert; daher wird 3004 nicht für Anwendungen mit hohen elektrischen Anforderungen gewählt, bleibt jedoch für viele gekapselte oder geerdete Gehäuseanwendungen ausreichend.

Wärmeausdehnung und spezifische Wärme sind wichtige Eigenschaften in der Konstruktion, insbesondere wenn unterschiedliche Materialien verbunden werden oder wenn enge Maßtoleranzen über Temperaturzyklen eingehalten werden müssen. Der vergleichsweise hohe Wärmeausdehnungskoeffizient gegenüber Stählen muss bei der Auslegung von Befestigungen und Verbindungen berücksichtigt werden.

Produktformen

Form Typische Dicke/Größe Festigkeitsverhalten Übliche Zustände Bemerkungen
Blech 0,2–4,0 mm Verfestigt sich während des Walzens; dünne Stärken oft in H14/H18 O, H14, H18 Weit verbreitet für Coils, Stanzteile, Dosenbleche
Platte >4,0 mm Geringere Verfestigung pro Walzpass; üblicherweise geglüht oder leicht verfestigt geliefert O, H12 Weniger gebräuchlich als Blech; verwendet für dickere Strukturtafeln
Strangpressprofil Verschiedene Profile Festigkeit abhängig von der Kaltumformung nach dem Strangpressen O, H14 Begrenzter Einsatz gegenüber 6xxx-Legierungen
Rohr 0,3–5,0 mm Wandstärke Kaltgezogene Rohre können in H18/H24 geliefert werden O, H14, H18 Verwendet für Lüftungskanäle, Kondensatoren, dekorative Rohre
Stab/Rundstahl ≤ 50 mm Durchmesser Mechanische Eigenschaften variieren mit dem Zustand der Kaltumformung O, H14 Weniger gebräuchlich, verwendet für kleine Profile und Befestigungselemente

Die Verarbeitungsunterschiede zwischen Blech/Coil und Strangpressprofilen sind erheblich: Blech wird überwiegend kaltgewalzt und kann mit sehr engen Dicken-Toleranzen und Oberflächenqualitäten hergestellt werden, während Strangpressprofile eine andere Legierungszusammensetzung erfordern und typischerweise 6xxx-Serien für dimensionsstabile Anwendungen bevorzugen. Für 3004 stehen Blech-/Coilherstellung und Kaltumformung im Vordergrund; Strangpressprofile und schwere Profile sind wegen des geringeren Festigkeits-Gewichts-Verhältnisses im Vergleich zu wärmebehandelbaren Legierungen und anderen Rekristallisationsverhalten weniger verbreitet.

Die Produktform bestimmt die nachgelagerten Bearbeitungsschritte: Dünnbleche im weichgeglühten Zustand (O-Zustand) ermöglichen Tiefziehen und Streckziehen, während H-Zustände optimal für Tafeln sind, bei denen Maßhaltigkeit und Steifigkeit ohne nachfolgende starke Umformung gefordert sind.

Entsprechende Werkstoffe

Norm Bezeichnung Region Bemerkungen
AA 3004 USA Weit verbreitete Bezeichnung in Nordamerika
EN AW 3004 Europa Identische EN-Bezeichnung für die Schmiedlegierung
JIS A3004 (ca.) Japan Entsprechende Familienbezeichnung; genaue Grenzwerte in lokalen JIS-Spezifikationen prüfen
GB/T 3004 (ca.) China Chinesische Normen umfassen ähnliche Al-Mn-Mg-Zusammensetzungen in der Serie 3xxx

Perfekte Eins-zu-eins-Entsprechungen zwischen allen Normen gibt es nicht, da Verunreinigungsgrenzen und Prüfverfahren unterschiedlich sind. AA3004 und EN AW-3004 sind jedoch im Wesentlichen dieselbe Familienbezeichnung nach US-amerikanischem und europäischem Standard. JIS- und GB/T-Klassen sind vergleichbar, aber Anwender sollten genaue chemische Grenzwerte und Anforderungen an mechanische Eigenschaften der jeweils gültigen Spezifikation vor einer Substitution prüfen; Spurenstoff-Toleranzen und Oberflächenqualitäten variieren oft je nach Region und Hersteller.

Korrosionsbeständigkeit

EN AW-3004 weist eine allgemein gute atmosphärische Korrosionsbeständigkeit auf, typisch für Legierungen der 3xxx-Serie, wobei sich eine stabile Oxidschicht bildet, die das Grundmaterial bei normalen Innenraum- und Industrieatmosphären schützt. Die Legierung widersteht gleichmäßiger Korrosion gut und zeigt ausreichende Beständigkeit in mild korrosiven Außenbereichen. Oberflächenbeschaffenheit, Zustand und Eigenspannungen aus Umformen oder Schweißen beeinflussen die praktische Korrosionsbeständigkeit, weshalb oft geeignete Oberflächenbehandlungen oder Beschichtungen zum Schutz oder aus gestalterischen Gründen aufgebracht werden.

In mariner oder chloridhaltiger Umgebung zeigt EN AW-3004 eine moderate Beständigkeit, wird jedoch von 5xxx-Legierungen (Al-Mg), die speziell für Meerwasser ausgelegt sind, übertroffen. Lochfraßkorrosion kann bei hohen Chloridkonzentrationen auftreten; daher wird für ungeschützten Langzeiteinsatz im maritimen Bereich die Verwendung von 5xxx-Legierungen oder Schutzbeschichtungen empfohlen. Die Anfälligkeit für Spannungsrisskorrosion ist gering im Vergleich zu hochfesten wärmebehandelbaren Legierungen, jedoch können lokale Korrosion und galvanische Wechselwirkungen bei Verbindung mit unterschiedlichen Metallen die Korrosionsrate erhöhen.

Galvanisch liegt 3004 anodisch gegenüber Edelstahl und Kupferlegierungen, weshalb bei der Konstruktion von Verbindungen und der Auswahl von Befestigungselementen Vorsicht geboten ist, um beschleunigte Korrosion zu vermeiden. Übliche Praxis ist es, Aluminium von edleren Metallen zu isolieren oder kompatible Befestiger sowie Schutzbarrieren einzusetzen; in vielen Architektur- und Verpackungsanwendungen sind Korrosionsbeständigkeit und Oberflächenqualität mit Standard-Eloxal- oder Lackierverfahren ausreichend.

Eigenschaften bei der Verarbeitung

Schweißbarkeit

EN AW-3004 lässt sich gut mit gängigen Lichtbogen-Schweißverfahren wie TIG (GTAW) und MIG (GMAW) schweißen, vorausgesetzt, die Fügeflächen werden fachgerecht vorbereitet und geeignete Zusatzwerkstoffe gewählt. Empfohlene Zusatzdrähte sind Al-Si-Typen (z. B. ER4043) und Al-Mg-Typen (z. B. ER5356), je nach gewünschter Korrosionsbeständigkeit und mechanischen Eigenschaften der Naht; ER5356 liefert höhere Festigkeit, weist aber etwas geringere Fließfähigkeit als ER4043 auf. Da 3004 nicht wärmebehandelbar ist, ist eine Erweichung im Wärmeeinflussgebiet nicht durch Überalterung bedingt, jedoch kann das kaltverfestigte Ausgangsmaterial im Wärmeeinflussgebiet lokal erweichen, wodurch Härte und Festigkeit vor Ort abnehmen; Verzugssteuerung und anschließende mechanische Bearbeitung sollten entsprechend geplant werden. Die Neigung zum Heißriss ist für Al-Mn-Mg-Legierungen gering, kann aber durch schlechte Passung, Verunreinigungen oder zu starke Fixierung zunehmen.

Zerspanbarkeit

Die Zerspanbarkeit von 3004 ist im Vergleich zu leicht zerspanbaren Aluminiumlegierungen mittel bis gering; sie lässt sich besser bearbeiten als hochfeste Aluminiumlegierungen, jedoch nicht so gut wie spezialisierte zerspanungsfreundliche Sorten. Üblich sind Hartmetallwerkzeuge bei moderaten Schnittgeschwindigkeiten und höheren Vorschubwerten, um das Anbacken von Span am Werkzeug zu vermeiden; Drehen, Bohren und Fräsen verlangen Beachtung von zähen Spanbildungen unter bestimmten Vorschub- und Schneidbedingungen. Kühlung und Spanabfuhr sind wichtig für Oberflächengüte und Werkzeugstandzeit; vorverfestigte Zustände (H-Zustände) verschlechtern die Zerspanbarkeit gegenüber geglühtem Material zusätzlich.

Umformbarkeit

Die Umformbarkeit von EN AW-3004 in geglühtem Zustand und teilweise weichgeglühten Zuständen gehört zu den Stärken dieses Werkstoffs; tiefziehen, streckziehen und komplexe Stanzvorgänge mit relativ kleinen Biegeradien sind möglich. Empfohlene minimale Innenbiegeradien hängen von Dicke und Zustand ab, liegen aber typischerweise im Bereich von 0,5–1,5× Werkstoffdicke für O- und H24-Zustände; für vollständig harte H18-Zustände sind größere Radien erforderlich. Kaltverfestigte Zustände reagieren vorhersagbar auf schrittweises Biegen, aber Federung und Anisotropie sind im Werkzeugdesign zu berücksichtigen; zum Teil wird Warmumformen eingesetzt, um die Umformbarkeit bei dickeren Stärken zu verbessern.

Verhalten bei Wärmebehandlung

EN AW-3004 ist eine nicht wärmebehandelbare Legierung; Festigkeitsänderungen werden fast ausschließlich durch Kaltverfestigung (Kaltumformung) und Glühoperationen erzielt. Es gibt keinen lösungs- und ausscheidungshärtenden Zyklus mit drastischen Festigkeitssteigerungen wie bei 6xxx- oder 7xxx-Serien-Legierungen. Glühzyklen zur Spannungsarmglühung und Wiederherstellung der Duktilität erfolgen typischerweise bei Temperaturen von ca. 300–415 °C mit Aufbrauchzeiten abhängig von Blechstärke und gewünschter Rekristallisation.

Die Kaltverfestigung wird durch Kaltwalzen, Ziehen oder Biegen erreicht und ist die Hauptmethode zur Erzielung der H-Zustände; Stabilisierungs- oder Teilglühungen (H2x/H24) dienen der Erreichung mittlerer Eigenschaftsprofile und der Steuerung von Eigenspannungen. Für kritische Anforderungen an Maße und mechanische Eigenschaften geben Hersteller häufig den Zustandsnamen und den Anteil der Kaltumformung an, statt sich auf Wärmebehandlungen zu verlassen.

Leistungen bei erhöhten Temperaturen

Bei erhöhten Einsatztemperaturen verliert EN AW-3004 allmählich an Festigkeit und Elastizitätsmodul im Vergleich zu Raumtemperaturwerten, wobei ab ungefähr 150–200 °C eine deutliche Erweichung eintritt. Dauerhafte Belastung bei höheren Temperaturen beschleunigt Erholungs- und Rekristallisationsprozesse, die die Kaltverfestigungsfestigkeit reduzieren, weshalb der strukturelle Einsatz bei hohen Temperaturen eingeschränkt ist. Oxidation verläuft bei typischen Einsatztemperaturen langsam und führt nicht zu schnellem Abblättern; jedoch bewirkt Langzeiteinwirkung in oxidierenden Hochtemperaturatmosphären eine für Aluminiumlegierungen typische Oberflächenverdickung.

Im Wärmeeinflussbereich von Schweißnähten kommt es zu lokalem Erweichen infolge Rekristallisation des kaltverfestigten Materials; Konstruktionen müssen die reduzierte lokale Festigkeit und mögliche Verzüge berücksichtigen. Bei zeitweilig erhöhten Temperaturen (kurze Zyklen oder thermische Schocks) behält 3004 eine akzeptable Maßhaltigkeit, doch beschleunigt wiederholtes Temperaturschwingen mikrostrukturelle Veränderungen und den Abbau mechanischer Eigenschaften.

Anwendungen

Branche Beispielkomponente Warum EN AW-3004 verwendet wird
Automobilindustrie Zierverkleidungen, Innenraumkomponenten Gute Umformbarkeit und moderate Festigkeit für geschnittene und geformte Bauteile
Verpackung Blech für Getränkedosen, Verschlüsse Kombination aus Tiefziehfähigkeit, Oberflächenqualität und höherer Festigkeit im Vergleich zu 3003
Klimatechnik / Bauwesen Kanäle, Verkleidungen, Sofitte Korrosionsbeständigkeit sowie einfache Walzprofilierung und Nahtverbindung
Haushaltsgeräte Außenbleche, Gehäuse Kosteneffiziente Ästhetik und Fertigbarkeit
Elektronik Wärmeverteiler, Gehäuse Wärmeleitfähigkeit kombiniert mit Umformbarkeit für dünne Querschnitte

EN AW-3004 wird häufig eingesetzt, wenn Blechumformung, Korrosionsbeständigkeit und eine günstige Oberflächenqualität gefordert sind, ohne dass die höchstmögliche Zugfestigkeit notwendig ist. Die gute Verträglichkeit mit gängigen Beschichtungen und Eloxal-Oberflächen unterstützt zudem Anwendungen in der Architektur sowie sichtbare Konsumentenprodukte.

Auswahlhinweise

Wählen Sie EN AW-3004, wenn Sie eine höhere Festigkeit als bei technisch reinem Aluminium (1100) benötigen, dabei aber einen Großteil der Umformbarkeit und Korrosionsbeständigkeit behalten möchten, die Aluminium attraktiv machen. Im Vergleich zu 1100 tauscht 3004 etwas elektrische Leitfähigkeit und maximale Duktilität gegen eine signifikante Steigerung der Streck- und Zugfestigkeit ein, was ihn zur besseren Wahl für Konstruktionsbleche und Dosenblech macht.

Im Vergleich zu benachbarten kaltverfestigten Legierungen wie 3003 und 5052 liegt EN AW-3004 dazwischen: Es bietet durch Mg-Zusätze eine höhere Festigkeit als 3003 und meist eine bessere Umformbarkeit als 5052 mit höherem Mg-Gehalt, während 5052 in aggressiven marinen Chlorid-Umgebungen bessere Leistungen zeigt. Im Vergleich zu wärmebehandelbaren Legierungen wie 6061 oder 6063 wird 3004 für Tiefzieh- und oberflächenkritische Blechanwendungen bevorzugt, obwohl niedrigere Spitzenfestigkeiten erreichbar sind, da es Verzug durch Wärmebehandlung vermeidet und ein überlegenes Umformverhalten in dünnen Stärken bietet.

Für Beschaffung und Konstruktion sollte 3004 bevorzugt werden, wenn umfangreiche Kaltumformung vorgesehen ist und Beschichtungen oder Eloxalbehandlungen geplant sind; Alternativen aus 5xxx- oder 6xxx-Reihen sind nur zu prüfen, wenn jeweils eine höhere Seewasserbeständigkeit oder eine deutlich höhere statische Festigkeit erforderlich ist.

Abschließende Zusammenfassung

EN AW-3004 bleibt eine praktische und breit einsetzbare Legierung für gewalztes Blech und Coil-Anwendungen, bei denen ein ausgewogenes Verhältnis aus Umformbarkeit, Korrosionsbeständigkeit, Oberflächenqualität und moderater Festigkeit notwendig ist. Die ausschließliche Kaltverfestigung anstelle von Wärmebehandlung vereinfacht die Verarbeitung vieler formgebundener Lieferketten und erhält die Relevanz für Verpackungs-, Architektur- und allgemeine Blechverarbeitungsindustrien.

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