Härten: Der kritische Wärmebehandlungsprozess für optimierte Stahl Eigenschaften
Bagikan
Inhaltsverzeichnis
- 1 Definition und Grundkonzept
- 2 Physikalische Natur und theoretische Grundlage
- 2.1 Physikalischer Mechanismus
- 2.2 Theoretische Modelle
- 2.3 Basis der Materialwissenschaften
- 3 Mathematische Ausdrücke und Berechnungsmethoden
- 3.1 Grundlegende Definitionsformel
- 3.2 Verwandte Berechnungsformeln
- 3.3 Anwendbare Bedingungen und Einschränkungen
- 4 Mess- und Charakterisierungsmethoden
- 4.1 Standardprüfspezifikationen
- 4.2 Prüfausrüstung und -prinzipien
- 4.3 Probenanforderungen
- 4.4 Prüfparameter
- 4.5 Datenverarbeitung
- 5 Typische Wertbereiche
- 6 Analyse der ingenieurtechnischen Anwendungen
- 6.1 Entwurfsüberlegungen
- 6.2 Schlüsselanwendungsgebiete
- 6.3 Leistungsaustausch
- 6.4 Fehleranalyse
- 7 Einflussfaktoren und Kontrollmethoden
- 7.1 Einfluss der chemischen Zusammensetzung
- 7.2 Einfluss der Mikrostruktur
- 7.3 Einfluss der Verarbeitung
- 7.4 Umweltfaktoren
- 7.5 Verbesserungsmethoden
- 8 Verwandte Begriffe und Standards
- 8.1 Verwandte Begriffe
- 8.2 Hauptstandards
- 8.3 Entwicklungstrends
Inhaltsverzeichnis
- 1 Definition und Grundkonzept
- 2 Physikalische Natur und theoretische Grundlage
- 2.1 Physikalischer Mechanismus
- 2.2 Theoretische Modelle
- 2.3 Basis der Materialwissenschaften
- 3 Mathematische Ausdrücke und Berechnungsmethoden
- 3.1 Grundlegende Definitionsformel
- 3.2 Verwandte Berechnungsformeln
- 3.3 Anwendbare Bedingungen und Einschränkungen
- 4 Mess- und Charakterisierungsmethoden
- 4.1 Standardprüfspezifikationen
- 4.2 Prüfausrüstung und -prinzipien
- 4.3 Probenanforderungen
- 4.4 Prüfparameter
- 4.5 Datenverarbeitung
- 5 Typische Wertbereiche
- 6 Analyse der ingenieurtechnischen Anwendungen
- 6.1 Entwurfsüberlegungen
- 6.2 Schlüsselanwendungsgebiete
- 6.3 Leistungsaustausch
- 6.4 Fehleranalyse
- 7 Einflussfaktoren und Kontrollmethoden
- 7.1 Einfluss der chemischen Zusammensetzung
- 7.2 Einfluss der Mikrostruktur
- 7.3 Einfluss der Verarbeitung
- 7.4 Umweltfaktoren
- 7.5 Verbesserungsmethoden
- 8 Verwandte Begriffe und Standards
- 8.1 Verwandte Begriffe
- 8.2 Hauptstandards
- 8.3 Entwicklungstrends
1 Definition und Grundkonzept
Das Anlassen ist ein Wärmebehandlungsprozess, der auf gehärteten Stahl oder andere eisenhaltige Legierungen angewendet wird, um spezifische mechanische Eigenschaften zu erreichen, indem die Sprödigkeit verringert und gleichzeitig angemessene Härte und Festigkeit erhalten werden. Es umfasst das Erwärmen von zuvor abgeschrecktem oder normalisiertem Stahl auf eine Temperatur unterhalb seiner unteren kritischen Temperatur (A1), das Halten an dieser Temperatur für eine festgelegte Zeit und das anschließende Abkühlen mit einer angemessenen Geschwindigkeit.
Dieser Prozess stellt einen kritischen Schritt in der Gesamthärtebehandlung von Stahl dar, der Metallurgen ermöglicht, Härte mit Zähigkeit in Einklang zu bringen, indem innere Spannungen abgebaut und die Mikrostruktur modifiziert werden. Das Anlassen verwandelt die metastabile Martensitstruktur, die während des Abschreckens entsteht, in stabilere Phasen, was zu einem Material mit optimierten mechanischen Eigenschaften führt.
Im weiteren Kontext der Metallurgie exemplifiziert das Anlassen das grundlegende Prinzip, dass Materialeigenschaften durch kontrollierte Wärmebehandlung entworfen werden können. Es ist eine der wichtigsten sekundären Wärmebehandlungen, die es Stahl ermöglichen, unterschiedlichen Leistungsanforderungen in zahlreichen industriellen Anwendungen gerecht zu werden.
2 Physikalische Natur und theoretische Grundlage
2.1 Physikalischer Mechanismus
Auf mikrostruktureller Ebene umfasst das Anlassen die Zersetzung von Martensit, einer übersättigten festen Lösung von Kohlenstoff in Eisen mit einer raumzentrierten tetragonalen (BCT) Kristallstruktur. Während des Anlassens diffundieren Kohlenstoffatome aus dem verzerrten Martensitgitter, wodurch die interne Spannung verringert wird.
Dieser Diffusionsprozess führt zur Bildung von Karbidniederschlägen und zur Umwandlung der BCT-Struktur in eine stabilere raumzentrierte kubische (BCC) Struktur. Die resultierende Mikrostruktur besteht aus angelassenem Martensit – einer feinen Dispersion von Karbidpartikeln in einer Ferritmatrix – die verbesserte Zähigkeit im Vergleich zu ungeangelassenem Martensit aufweist.
Die Rate und das Ausmaß dieser Umwandlungen hängen hauptsächlich von der Anlasstemperatur und -zeit ab, wobei die kinetischen Prozesse durch Diffusion kontrolliert werden. Höhere Temperaturen beschleunigen die Kohlenstoffdiffusion und Phasenübergänge, was zu ausgeprägteren Weichmachungseffekten führt.
2.2 Theoretische Modelle
Der Hollomon-Jaffe-Parameter (HJP) stellt das primäre theoretische Modell zur Beschreibung des Anlasseverhaltens dar, ausgedrückt als:
Wo T die absolute Temperatur, t die Zeit in Stunden und C eine materialabhängige Konstante (typischerweise 20 für Stähle) ist. Dieser Parameter ermöglicht die Vorhersage äquivalenter Anlasbedingungen über verschiedene Zeit-Temperatur-Kombinationen hinweg.
Das historische Verständnis des Anlassens entwickelte sich von empirischen Beobachtungen in der antiken Metallverarbeitung zu wissenschaftlichen Untersuchungen im frühen 20. Jahrhundert. Bedeutende Fortschritte wurden mit der Entwicklung von Röntgenbeugungs- und Elektronenmikroskopietechniken erzielt, die die Strukturveränderungen während des Anlasses offenbarten.
Moderne Ansätze umfassen computergestützte Modelle, die auf thermodynamischen und kinetischen Prinzipien basieren, die präzisere Vorhersagen der mikrostrukturellen Evolution während komplexer Wärmebehandlungszyklen ermöglichen.
2.3 Basis der Materialwissenschaften
Das Anlassen beeinflusst direkt die Kristallstruktur von Stahl, indem der Übergang von BCT-Martensit zu BCC-Ferrit gefördert und die Karbidabscheidung erleichtert wird. Diese Veränderungen reduzieren die Gitterverzerrung und die inneren Spannungen an Versetzungen und Korngrenzen.
Die resultierende Mikrostruktur weist eine Matrix aus niedrig kohlenstoffhaltigem Martensit oder Ferrit mit fein dispergierten Karbidpartikeln auf. Die Größe, Verteilung und Art dieser Karbide (z. B. Epsilon-Karbid, Zementit) hängen von den Anlasbedingungen und der Stahlzusammensetzung ab.
Dieser Prozess exemplifiziert grundlegende Prinzipien der Materialwissenschaften, einschließlich Phasenübergängen, Diffusionskinetik und Struktur-Eigenschafts-Beziehungen. Die kontrollierte Zersetzung von Martensit demonstriert, wie metastabile Phasen manipuliert werden können, um gewünschte Materialeigenschaften durch thermische Aktivierung von Diffusionsprozessen zu erreichen.
3 Mathematische Ausdrücke und Berechnungsmethoden
3.1 Grundlegende Definitionsformel
Der Hollomon-Jaffe-Anpassungsparameter bietet einen mathematischen Rahmen für das Anlassen:
Wo:
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-
Dieser Parameter ermöglicht die Berechnung äquivalenter Anlasbedingungen und die Vorhersage ähnlicher mechanischer Eigenschaften aus verschiedenen Zeit-Temperatur-Kombinationen.
3.2 Verwandte Berechnungsformeln
Der Larson-Miller-Parameter, der häufig für Anlassen und Kriechberechnungen verwendet wird:
Wo die Variablen die gleichen Größen wie im Hollomon-Jaffe-Parameter darstellen.
Die Härteabnahme während des Anlassen kann approximativ wie folgt dargestellt werden:
Wo:
-
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-
-
-
Diese Formeln helfen Ingenieuren, die Härteänderungen vorherzusagen und geeignete Anlaszyklen für spezifische Anwendungen zu entwerfen.
3.3 Anwendbare Bedingungen und Einschränkungen
Diese Modelle sind im Allgemeinen gültig für konventionelle Anlasstemperaturen (150-650°C) und Zeiten (0,5-24 Stunden) für Kohlenstoff- und niedriglegierte Stähle. Sie werden weniger genau für sehr kurze Anlaszeiten (<30 Minuten) oder bei hochlegierten Stählen mit komplexen Karbidbildungssequenzen.
Der Hollomon-Jaffe-Parameter geht davon aus, dass das Anlassen Arrhenius-ähnlicher Kinetik mit einer einzelnen Aktivierungsenergie folgt, was möglicherweise nicht in allen Temperaturbereichen zutrifft. Mehrere Anlasstufen mit unterschiedlichen Aktivierungsenergien können auftreten, insbesondere bei hochlegierten Stählen.
Diese Modelle gehen auch davon aus, dass die anfängliche Mikrostruktur homogen ist und vernachlässigen die Auswirkungen der prioren Austenitkorngröße, der Abschreckschwere und des verbleibenden Austenitgehalts, die die Antwort auf das Anlassen erheblich beeinflussen können.
4 Mess- und Charakterisierungsmethoden
4.1 Standardprüfspezifikationen
- ASTM A1033: Standardpraxis zur quantitativen Messung und Berichterstattung über Phasenübergänge in hypoeutektoiden Kohlenstoff- und niedriglegierten Stählen
- ASTM E18: Standardprüfmethoden für die Rockwell-Härte von metallischen Materialien
- ASTM E384: Standardprüfmethode für die Mikroindentationshärte von Materialien
- ISO 6508: Metallische Materialien — Rockwell-Härteprüfung
- ISO 6507: Metallische Materialien — Vickers-Härteprüfung
Diese Standards bieten Verfahren zur Bewertung der Härte und der mikrostrukturellen Veränderungen, die aus Anlasbehandlungen resultieren.
4.2 Prüfausrüstung und -prinzipien
Härteprüfer (Rockwell, Vickers, Brinell) sind die Hauptgeräte, um die Auswirkungen des Anlassens zu messen. Diese Geräte wenden kontrollierte Lasten auf Eindringkörper spezifischer Geometrien an und messen die resultierende Eindringtiefe, um die Materialhärte zu bestimmen.
Optische Mikroskopie und Rasterelektronenmikroskopie (REM) ermöglichen die direkte Beobachtung mikrostruktureller Veränderungen. Diese Techniken beruhen auf der Kontrastentwicklung durch Ätzen, um Phasendistributionen und Morphologien sichtbar zu machen.
Fortgeschrittene Charakterisierung verwendet Röntgenbeugung (RBD), um Gitterparameter und Restspannungen zu messen, und Transmissionselektronenmikroskopie (TEM), um feine Karbidniederschläge und Versetzungsstrukturen zu untersuchen.
4.3 Probenanforderungen
Standardmetallographische Proben messen typischerweise 10-30 mm im Durchmesser oder quadratischen Dimensionen mit einer minimalen Dicke von 5 mm. Die Oberflächen müssen geschliffen und auf eine Spiegelfläche (typischerweise 1 μm oder feiner) poliert und mit geeigneten Reagenzien (z. B. 2-5% Nital) geätzt werden.
Härteprüfproben benötigen flache, parallele Oberflächen, die frei von Skalen, Entkohlen oder mechanischen Schäden sind. Die Oberflächenrauhigkeit sollte Ra 0,8 μm nicht überschreiten, um genaue Messungen zu gewährleisten.
Proben müssen repräsentativ für das Rohmaterial sein und frei von Randwirkungen oder Verarbeitungsanomalien, die die Reaktion auf das Anlassen beeinflussen könnten.
4.4 Prüfparameter
Standardprüfungen werden typischerweise bei Raumtemperatur (20-25°C) unter kontrollierten Feuchtigkeitsbedingungen durchgeführt, um die Reproduzierbarkeit zu gewährleisten. Bei Prüfungen bei erhöhten Temperaturen ist eine Temperaturkontrolle innerhalb von ±3°C erforderlich.
Die Härteprüfparameter umfassen standardisierte Lasten (z. B. 150 kgf für Rockwell C, 10 kgf für Vickers) und Haltezeiten (typischerweise 10-15 Sekunden), wie in den jeweiligen Standards angegeben.
Die metallographische Untersuchung sollte mehrere Blickfelder bei geeigneten Vergrößerungen (100-1000×) umfassen, um die angelassene Mikrostruktur adäquat zu charakterisieren.
4.5 Datenverarbeitung
Härtemessungen umfassen typischerweise mehrere Messungen (mindestens 5) an verschiedenen Stellen, um einen Durchschnittswert und eine Standardabweichung zu berechnen. Ausreißer, die ±3σ überschreiten, können gemäß den gängigen statistischen Praktiken verworfen werden.
Die mikrostrukturelle Analyse verwendet häufig quantitativer metallographischer Techniken, einschließlich Punktzählung oder Bildanalysesoftware zur Bestimmung von Phasenbrüchen, Partikelgrößen und Verteilungen.
Die endgültigen Eigenschaftenbewertungen können Regressionsanalysen umfassen, um Korrelationen zwischen Anlasparametern, mikrostrukturellen Merkmalen und mechanischen Eigenschaften herzustellen.
5 Typische Wertbereiche
Stahlklassifikation | Typischer Wertebereich (HRC) | Prüfbedingungen | Referenzstandard |
---|---|---|---|
AISI 1045 (Mittlerer Kohlenstoff) | 20-35 | Angeblasen 400-650°C, 1h | ASTM A29 |
AISI 4140 (Cr-Mo-Legierung) | 28-45 | Angeblasen 350-650°C, 1h | ASTM A29 |
AISI 52100 (Wälzlagerstahl) | 58-64 | Angeblasen 150-200°C, 2h | ASTM A295 |
H13 Werkzeugstahl | 38-54 | Angeblasen 550-650°C, 2h (doppelt anlassen) | ASTM A681 |
Variationen innerhalb jeder Klassifikation resultieren hauptsächlich aus Unterschieden in der vorhergehenden Austenitkorn Größe, der Abschreckwirksamkeit und geringfügigen Zusammensetzungsvariationen. Höhere Kohlenstoff- und Legierungsgehalte führen in der Regel zu einer größeren Härteerhaltung nach dem Anlassen bei äquivalenten Temperaturen.
Bei der Interpretation dieser Werte müssen Ingenieure berücksichtigen, dass die Härte mit der Festigkeit, aber umgekehrt mit der Zähigkeit korreliert. Die optimalen Anlasbedingungen hängen von den spezifischen Anforderungsprofilen und den relevanten Versagensmodi ab.
Bei verschiedenen Stahltypen verschiebt ein höherer Legierungsgehalt in der Regel die Anlas-Kurven auf höhere Temperaturen, was strengere Anlasbedingungen erfordert, um eine äquivalente Härteabnahme zu erreichen. Dieses Phänomen, bekannt als Anlasresistenz, resultiert aus der Bildung von Legierungs-Karbid.
6 Analyse der ingenieurtechnischen Anwendungen
6.1 Entwurfsüberlegungen
Ingenieure integrieren Anlasseffekte typischerweise in das Design, indem sie sowohl Härtebereiche als auch Anforderungen an die Schlagenergie festlegen. Dieser duale Ansatz gewährleistet ausreichend Festigkeit, während gleichzeitig eine ausreichende Zähigkeit für die beabsichtigte Anwendung erhalten bleibt.
Sicherheitsfaktoren für angelassene Komponenten liegen typischerweise zwischen 1,5-3,0, abhängig von der Kritikalität der Anwendung, wobei höhere Faktoren angewendet werden, wenn die Lastbedingungen variabel sind oder eine Schlagbelastung möglich ist. Diese Faktoren kompensieren potenzielle mikrostrukturelle Variationen und umweltbedingte Effekte.
Materialauswahlentscheidungen priorisieren häufig die Ansprechverhalten-Eigenschaften, insbesondere wenn Komponenten ihre Eigenschaften bei erhöhten Betriebstemperaturen behalten müssen. Anlasresistenz wird ein kritisches Auswahlkriterium für Anwendungen, die thermischen Zyklen oder hohen Betriebstemperaturen ausgesetzt sind.
6.2 Schlüsselanwendungsgebiete
In Automobilantriebssträngen bieten angelassene martensitische Stähle kritische Leistungen in Komponenten wie Kurbelwellen und Pleuel, wo hohe Ermüdungsfestigkeit mit ausreichendem Schlagwiderstand in Einklang gebracht werden muss. Typische Anlasstemperaturen liegen zwischen 550-650°C, um Härtewerte von 28-36 HRC zu erreichen.
Schnitthilfsmittel und Stanzwerkzeuge benötigen sorgfältig gesteuertes Anlassen, um die Kantenhaltekraft zu bewahren und spröde Brüche zu vermeiden. Mehrere Anlaszyklen bei 500-550°C sind üblich für Warmarbeitswerkzeuge, um dimensionsstabilität und optimale Karbidverteilung sicherzustellen.
Strukturkomponenten in der Luft- und Raumfahrtindustrie nutzen häufig angelassene ultrahochfeste Stähle (z. B. 300M, 4340), die bei niedrigeren Temperaturen (200-300°C) angelassen werden, um hohe Festigkeit zu erhalten und gleichzeitig die Bruchzähigkeit im Vergleich zu als abgeschreckt Bedingungen zu verbessern.
6.3 Leistungsaustausch
Härte und Schlagzähigkeit weisen während des Anlassens eine starke umgekehrte Beziehung auf. Mit steigender Anlasstemperatur sinkt die Härte, während die Schlagenergie typischerweise steigt, wodurch Ingenieure das optimale Gleichgewicht für bestimmte Lastbedingungen finden müssen.
Verschleißfestigkeit und Bearbeitbarkeit stellen einen weiteren kritischen Kompromiss dar. Höhere Anlasstemperaturen verbessern die Bearbeitbarkeit, verringern jedoch die Verschleißfestigkeit aufgrund von Weichmachung und Karbidvergrösserung, was insbesondere in Werkzeulanwendungen wichtig ist.
Ingenieure balancieren häufig diese konkurrierenden Anforderungen durch Mikrolegierung, mehrere Anlaszyklen oder Oberflächenbehandlungsansätze, die Eigenschaftsgradienten von der Oberfläche zum Kern erzeugen.
6.4 Fehleranalyse
Die Anlasversprödung stellt einen häufigen Fehlermechanismus dar, bei dem bestimmte Stähle bei Anlassen in oder langsamen Durchkühlungen durch spezifische Temperaturbereiche (350-550°C) eine verringerte Zähigkeit aufweisen. Dieses Phänomen resultiert aus der Segregation von Verunreinigungselementen zu zuvor Austenitkorn Grenzen.
Der Versprödungsmechanismus umfasst die Segregation von Phosphor, Antimon, Zinn oder Arsen zu Kornkanten, was die Kohäsionsfestigkeit verringert. Bruchflächen zeigen typischerweise eine intergranulare Morphologie statt der transgranularen Spaltung oder Mikrovakuumkoaleszenz, die bei ordnungsgemäß angelassenem Stahl zu sehen ist.
Vermeidungsstrategien umfassen das Vermeiden kritischer Temperaturbereiche während der Verarbeitung, die Verringerung der Verunreinigungsniveaus durch Vakuumschmelzen und die Zugabe von Molybdän oder Wolfram zur Reduzierung der Segregationstendenzen.
7 Einflussfaktoren und Kontrollmethoden
7.1 Einfluss der chemischen Zusammensetzung
Der Kohlenstoffgehalt beeinflusst direkt die Härtbarkeit und die Ansprechreaktion auf das Anlassen, wobei höhere Kohlenstoffstähle eine größere Härte bei äquivalenten Anlasstemperaturen behalten. Jeder Anstieg von 0,1% im Kohlenstoffgehalt erhöht normalerweise die Härte nach Abschreckung um 4-5 HRC-Punkte.
Starke Karbid bildende Elemente wie Chrom, Molybdän, Vanadium und Wolfram erhöhen die Anlasresistenz erheblich, indem sie stabile Legierungs-Karbide bilden, die ein Größerwerden bei erhöhten Temperaturen widerstehen. Diese Elemente ermöglichen sekundäre Härtungseffekte während des Anlassens bei 500-550°C.
Spurenelemente wie Phosphor und Schwefel können die Kohäsion der Korngrenzen während des Anlassens dramatisch beeinflussen, wobei Konzentrationen bereits ab 0,01% potenziell zu schwerer Anlasversprödung in anfälligen Zusammensetzungen führen können.
7.2 Einfluss der Mikrostruktur
Die Größe der austenitischen Korne beeinflusst die Antwort auf das Anlassen, indem sie die Größen der Martensitpakete und -blöcke verändert. Feinere Kornstrukturen zeigen in der Regel eine gleichmäßigere Reaktion auf das Anlassen und eine überlegene Zähigkeit nach äquivalenten Anlasbehandlungen.
Die Phasendistribution, insbesondere das Vorhandensein von retained Austenit, beeinflusst das Anlasverhalten erheblich. Retained Austenit kann sich während des Abkühlens von Anlasstemperaturen in frischen Martensit umwandeln, was die Härte erhöhen, aber die dimensionsstabilität vermindern kann.
Nichtmetallische Einschlüsse und bereits bestehende Defekte können während des Anlassens als Spannungs-Konzentratoren und Keimbildungsstellen für Karbide wirken, was zu lokalen Eigenschaftsvariationen und potenziellen, vorzeitigen Versagen führt.
7.3 Einfluss der Verarbeitung
Die Anlasstemperatur hat den stärksten Einfluss auf die Endeigenschaften, wobei jeder Anstieg um 50°C die Härte typischerweise um 2-5 HRC-Punkte verringert, abhängig von der Stahlzusammensetzung. Zeiteffekte folgen einer logarithmischen Beziehung, wobei die meisten Veränderungen in den ersten 1-2 Stunden stattfinden.
Vorangegangene mechanische Bearbeitungen beeinflussen die Anlassreaktion durch Versetzungsdichte und den Zustand der Restspannung. Kaltbearbeitete Strukturen zeigen in der Regel beschleunigte Anlas-Kinetik aufgrund verbesserter Diffusionswege entlang der Versetzungen.
Die Abkühlraten von Anlasstemperaturen werden entscheidend für legierte Stähle, die anfällig für Anlasversprödung sind. Schnelles Abkühlen (Ölabschrecken oder Wasserabschrecken) von Anlasstemperaturen kann die Versprödung in anfälligen Zusammensetzungen verhindern.
7.4 Umweltfaktoren
Betriebstemperaturen wirken sich erheblich auf die angelassene Mikrostruktur aus, wobei eine Exposition über 350°C potenziell zusätzliche Anlas- und Eigenschaftsabbau im Laufe der Zeit verursachen kann. Dieser Effekt, bekannt als Überanlassen, ist insbesondere in Hochtemperaturanwendungen wichtig.
Wasserstoffumgebungen können bei angelassenen martensitischen Strukturen verzögert Rissbildung verursachen, insbesondere bei Härtegraden über 35 HRC. Dieses Phänomen ergibt sich aus der Wasserstoffdiffusion zu internen Schnittstellen und Risskeimbildungsstellen.
Zyklische Temperaturexposition kann zu kumulativen mikrostrukturellen Veränderungen führen, die von isothermen Anlasmodellen nicht vorhergesagt werden, was potenziell vorzeitige Versagen in thermischen Zykelanwendungen zur Folge hat.
7.5 Verbesserungsmethoden
Mehrere Anlaszyklen, insbesondere für hochlegierte Werkzeugstähle, können die dimensionsstabilität und Zähigkeit verbessern, indem der retained Austenit vollständiger in Martensit umgewandelt wird und eine gleichmäßige Karbidverteilung gefördert wird.
Kryogene Behandlungen zwischen dem Abschrecken und dem Anlassen können die Verschleißfestigkeit und dimensionsstabilität erhöhen, indem retained Austenit vor dem Anlassen in Martensit umgewandelt wird, was eine gleichmäßigere Karbidabscheidung gewährleistet.
Gradienten-Anlassen-Ansätze, bei denen verschiedene Bereiche eines Bauteils unterschiedlichen Anlasbedingungen ausgesetzt werden, können lokale Eigenschaften für komplexe Belastungsszenarien optimieren, wie z. B. die Schaffung von zähen Kernen mit verschleißfesten Oberflächen.
8 Verwandte Begriffe und Standards
8.1 Verwandte Begriffe
Das Abschrecken bezieht sich auf das schnelle Abkühlen von Stahl von der Austenitisierungstemperatur, um Martensit zu bilden, die notwendige Vorstruktur vor dem Anlassen. Die Abschreckschwere beeinflusst direkt den anfänglichen Martensitgehalt und die anschließende Reaktion auf das Anlassen.
Die Martensitalterung beschreibt Niedertemperaturphänomene (25-200°C), bei denen Kohlenstoff innerhalb von Martensit umverteilt wird, ohne dass signifikante Karbidabscheidungen auftreten, was zu Härteerhöhungen und dimensionsveränderungen selbst bei Raumtemperatur führt.
Die Anlasversprödung umfasst mehrere Versprödungsphänomene, die in spezifischen Temperaturbereichen auftreten, einschließlich 350-550°C (traditionelle Anlasversprödung) und 230-370°C (500°F-Versprödung), wobei jede eigene Mechanismen und anfällige Zusammensetzungen aufweist.
Diese Phänomene sind miteinander verbunden durch ihren Einfluss auf die martensitische Transformation und die nachfolgenden Zersetzungsprozesse, die die endgültigen mechanischen Eigenschaften bestimmen.
8.2 Hauptstandards
ASTM A255 (Standardprüfmethoden zur Bestimmung der Härtbarkeit von Stahl) umfasst Verfahren zur Bewertung der Reaktion auf das Anlassen durch die Vorbereitung und Prüfung standardisierter Proben unter verschiedenen Anlasbedingungen.
SAE J404 (Chemische Zusammensetzungen von SAE-Legierungsstählen) gibt Zusammensetzungsbereiche für standardisierte Stahlgüten an, die direkt ihr Anlasverhalten und geeignete Anlasparameter beeinflussen.
Die ISO 683 Serie von Standards gibt detaillierte Anforderungen für Wärmebehandlungsverfahren vor, einschließlich Anlasparametern für verschiedene Kategorien von Konstruktionsstählen, mit signifikanten Unterschieden im Ansatz im Vergleich zu ASTM-Standards hinsichtlich Temperaturbereiche und Haltezeiten.
8.3 Entwicklungstrends
Fortgeschrittene computergestützte Modelle, die Phasenfeld- und kinetische Monte-Carlo-Ansätze beinhalten, ermöglichen eine präzisere Vorhersage der mikrostrukturellen Evolution während komplexer Anlaszyklen, sodass die empirischen Testanforderungen reduziert werden.
Neue Charakterisierungstechniken, einschließlich in-situ Neutronenbeugung und Atomsonden-Tomografie, zeigen nanoskalige Niederschlagssequenzen während des Anlasses auf und bieten Einblicke zur Gestaltung effizienterer Wärmebehandlungsprozesse.
Zukünftige Entwicklungen werden voraussichtlich maßgeschneiderte Anlasansätze für additiv hergestellte Stahlkomponenten fokussieren, die aufgrund ihrer nicht gleichgewichtigen Mikrostrukturen und inhärenten Restspannungen spezielle Anlasprotokolle erfordern.